Adíos, España – Bonjour, la France!

Ein Traumtag zum Reisen! Temperaturen um 22 Grad, blauer Himmel mit ein paar schneeweissen Wölkchen – wunderbar. Nur wir nicht. Das liegt leider nicht nur daran, dass wir uns in diesen nördlichen Teil der Costa Brava schwer verliebt haben und deshalb nur ungern Abschied nehmen, das liegt vor allem daran, dass wir beide schwächeln. Erkältung! Es hat uns dumm erwischt. Kurz überlegen wir, ob wir das Apartment in Pals noch ein paar Tage verlängern und uns hier kurieren, aber eigentlich haben wir dann doch keine Lust.

Also trödeln wir los. Hinnis haben 24 Stunden Vorsprung und berichten ordnungsgemäss von Collioure und Sète. Unser Weg führt uns nach einem Besuch in der örtlichen Apotheke zunächst direkt an der Küste entlang, dann etwas landeinwärts, bis er kurz vor Rosas und bis zur Grenze spektakulär wird: Wir kurven durch die Pyrenäen, die ich in meinem Fieberwahn gern Anden nenne, fahren eine atemberaubende Küstenstrasse bis Port Bou, das ich mein Leben lang für französisch gehalten habe, und tuckern vor Cevère über die Grenze und dann langsam durch das Languedoc-Roussillon und entsprechend zauberhafte Weingebiete in Collioure ein.

Collioure ist neben Argelès-sur-Mer (ziemlich touristisch verbaut, ich sage nur: Wasserrutschen…) und dem angrenzenden Banyuls-sur-Mer (wunderbare Châteaux und natürlich Wein-Dégustations, denen wir aber am frühen Vormittag widerstehen) und Port-Vendres (auch höllisch touristisch und mit fabelhaften Stränden) ein touristischer Anziehungspunkt an der Côte Vermeille. Das alte Fischerdorf ist mit zwei durch eine alte Königsburg getrennte Hafenbuchten begrenzt und berühmt durch seine weit ins Meer vorgeschobene malerische Wehrkirche, deren Turm früher ein Leuchtturm war. Hier treffe ich einen höchst engagierten französischen Hobbyfotografen, der mir sofort sein Lieblingsmotiv verrät: ein in Stein gehauenes Bötchen, über das man die Wehrkirche angucken kann. „Du musst den Vordergrund verschwinden lassen, dann sieht es ganz echt aus.“ Ich bin schon so fertig von unserer kurzen Exkursion durch das niedliche Städtchen, dass ich am liebsten selbst verschwinden möchte. Vorher gucken wir aber noch einer Kampfschwimmer-Einheit zu, die zu wüsten Manövern im Hafenbecken ausgesetzt wird.

Einen Moment schlendern wir noch durch die Gässchen in der zweiten Reihe. In fast jedem Haus gibt es eine Galerie. Schuld daran ist sicher Henri Matisse, der Collioure geliebt und vielfach gemalt hat. Auch Pablo Picasso wurde hier mehrfach gesichtet. Trotz der künstlerisch wertvollen Vergangenheit: Wir können beide nicht mehr, schniefen und husten und schleppen uns zurück zum Auto. Weit werden wir es heute nicht mehr bringen. Und so lernen wir Le Baccarès kennen, direkt am Meer an einem sensationellen Strand gelegen. Überall Palmen, flache Häuser, pastellene Farben – es gibt in der Nähe von Naples, Florida, einige Orte, die dem hier ähneln. Unser Hotel heisst La Plage und steht auch direkt am Strand. Zimmer klein und ok, Lage super. Wir machen Pause und versuchen, ein bisschen auszuruhen. Zu blöd, diese Erkältung!

An der Rezeption  fragen wir später nach einem Restaurant und landen im Le Pub, weil wir eigentlich nur eine Klitzekleinigkeit essen wollen. Klappt nicht ganz… Juans Vorspeise ist höchst bemerkenswert: mit federleichtem, würzigen Aïoli-Schaum überbackene Muscheln. Das merke ich mir. Auch mein Salat mit einer Handvoll Nüssen und einer sanften Balsamico-Vinaigrette werden wir nachschnippeln. Zum Hauptgang gibt es bei meinem Süssen Lachs in Butter gegart und Reis, ich schlage mit einem zarten, in Scheiben geschnittenen Entrecôte zu, das in einem buttrigen Kräutersösschen dümpelt. Sehr gut! Dazu ein Weinchen – fertig. Müde. Kränklich jammernd.

Ein paar Stunden später sind wir wieder wach, komplett durchgeschwitzt. Soll ja heilsam sein. Wehe, wenn nicht! Hau ab, blöde Erkältung!

 

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