Abschied von Sanary

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Ich muss mich mal kurz sammeln: Was haben wir nicht alles erlebt! Tatsächlich haben wir Sanary zunächst überhaupt nicht verlassen. Der tägliche Markt war unsere wichtigste Einkaufsquelle, der Blick von der Terrasse auf den Hafen mehr als nur meditativ. Ein Weinchen zu einem Teller Pasta à la Vanni (letztes Jahr in der Toskana) lässt uns ganz gelassen den Vollmond über Sanary beobachten. Was denn noch?!?

Am vorletzten  Tag haben wir uns dann doch aufgerafft. Ausflug! Übrigens das erste Mal nach zehn Tagen und gefühlten sechs Wochen, dass wir nach unserem Auto sehen, das in einer Tiefgarage steht. Wäre etwas gewesen, hätten die aus dem Vertrag ja unsere Daten gehabt und sich wahrscheinlich auch gemeldet. Haben sie nicht, also ist wohl alles gut.

So ist es dann auch. Wir wollen entlang der Küste Richtung St. Tropez fahren. Ein bisschen verliebt sind wir schlagartig in Le Brusc, nur ein paar Kilometer weiter östlich. Ein kleiner Hafen mit schönen Yachten und sehr possierlichen Fischerbooten. Ich mache mal eine Favoritenliste für unsere nächsten Etappen.

Erst einmal landen wir mal wieder auf einer typisch klitzing‘schen Strasse. Nah an der Küste, aber jenseits jeglicher Kommunikation zum Asphalt. Das ändert sich dann brutal in Toulon: Staus, Gebremse, unflätige Gesten und auch mal eine Hupe: Die Stadt hat uns wieder. Während Juan – zum Glück hat er seinen Führerschein in Buenos Aires gemacht, nicht in Stade… – wild entschlossen durch Toulon pflügt, gucke ich mich ein bisschen um. Römische Relikte, nagelneue Architektur, pompöser Hafen, unwirkliche Kreuzfahrtschiffe wie irgendein gigantisches Virgin-Modell, das kaum mehr Fremdkörper sein könnte.

Dann geht’s nach Hyères. Jemals von den Peninsula Giens gehört? Wir nicht, also fahren wir über den Damm mal rüber. Ganz unaufgeregt, und der Ort La Madrague hat nichts mit der einstigen Villa von Brigitte Bardot zu tun. Ein putziges Fleckchen.

Le Lavandou ist unser nächste Anlegepunkt. Nett, kennen wir, hat sich nicht wesentlich verändert. Wollen wir hierher für eine Woche oder so? Eher nicht… St. Tropez schenken wir uns. Zu viel Geissens.

Es ist spät geworden, das Gekurve macht müde, also zurück über die Autobahn. Wir sind mordsmässig stolz auf uns, dass wir nicht ständig durch die Gegend geheizt sind. Am Rand von Sanary entdecken wir einen Traiteur, bei dem wir unser Abendessen besorgen: ein gegrilltes Hähnchen und eine kleine Quiche Lorraine. Knapp 38 Euro. ACHTUNDDREISSIG EURO. Wir stehen zu sehr unter Schock, um das Tütchen einfach liegenzulassen und abzuhauen. Erwähnenswert: Beides war grottenschlecht. Übrigens ist meine Favoritenliste kurz geblieben. Einfach nur Le Brusc.

Der letzte Tag im Hafen, später in unserem Krähennest. Der Berliner Nachbar luschert über den Zaun und lädt für den nächsten Abend zum Apéritif. Wirklich nett, aber wir werden weg sein. Er kann es nicht fassen. Das kann sich nicht einmal unsere Vermieterin Pascale vorstellen, die uns bittet, am nächsten Mittag einen Handwerker ins Haus zu lassen…

Es ist Mittwoch, seit vier Uhr morgens wird der grosse Wochenmarkt direkt vor unserer Tür aufgebaut. Wir rappeln uns auf, machen die Bude klar und schleppen unseren Kram in zwei Touren ins Auto. Au revoir, Sanary. 

 

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