13 Grad um acht in Sevilla, aber klarer Himmel. Alles deutet darauf hin, dass es wieder ein schöner Tag wird. Nach einem kleinen Frühstück in der Kneipe gegenüber unserem Hotel Ribera de Triana machen wir uns unter Vermeidung von Autobahnen auf den Weg nach Ronda, ungefähr 160 Kilometer entfernt.
Der Weg durch Andalusien ist grandios: Kilometer um Kilometer durchqueren wir Olivenhaine, bis die Landschaft erst hügeliger, dann sogar bergiger wird. Weizen, Wein, Orangen – riesengrosse Anpflanzungen links und rechts der schäbigen Strasse, die selten mal durch ein Dörfchen unterbrochen wird. Am Rande nimmt man mal ein schön gelegene Hacienda, mal eine perfekt restaurierte Burg wahr. Kaum ein Fluss führt Wasser; es wird bereits mit dem Schlimmsten für den heissen Sommer gerechnet. Durch Täler und Höhen nähern wir uns gemütlich unserem Ziel.
Ronda. Als wir vor einigen Jahren zum letzten Mal hier waren, war es trotz der Höhenlage von knapp 750 Meter entsetzlich heiss und voll. Diesmal rechnen wir wegen der angekündigten Osterprozessionen in der Vor-Osterwoche mit Schlimmerem.
Wir haben mitten in der Stadt via booking ein Apartment bei Miriam gebucht, mit der ich wegen des check-ins kommuniziere. Ganz in der Nähe der Wohnung, auf der Plaza del Socorro, landet unser Auto bis Montag in einer Tiefgarage, dann suchen wir zu Fuss und mit Rucksack die angegebene Adresse. Die Wohnung liegt in einer Fussgängerstrasse, der Calle Nueva, inmitten zahlreicher Restaurants und Bars. Vielversprechend!
Das Apartment selbst ist eine schöne Überraschung: Hell, klar, zweckmässig. Wir sind sehr angetan, installieren uns kurz und stürzen ins Leben. Den Lunch gibt es direkt vor der Tür. Zufallsfund, sehr gut.
Gestärkt machen wir uns auf den ersten Erkundungsgang. Die Puente Nuevo, wohl das berühmteste Bauwerk aus Stein über der tiefen Schlucht El Tajo ist zwar bevölkert, aber zu keinem Zeitpunkt müssen wir auf eine Blick-Lücke warten. Ganz entspannt schlendern wir zunächst durch unseren Stadtteil, die Neustadt aus dem 15. Jahrhundert mit ihrer legendäre Stierkampfarena auf der Plaza de Toros. Dann über die Brücke, die übrigens 98 Meter hoch ist und aus dem frühen 18. Jahrhundert stammt, gemütlich in die Altstadt, die maurischen Ursprungs ist.
Es ist warm, aber nicht heiss. Es ist voll, aber nicht eng. Ronda ist toll! Mal laufen wir an den Absperrungen für die Prozessionen vorbei, dann trinken wir einen Kaffee im Schatten auf irgendeiner Plaza. Ein paar Stunden lang purer Genuss, aber natürlich auch ein bisschen ermüdend.
Die Füsse freuen sich, im Apartment etwas hochgelegt zu werden. Aber die Ruhe täuscht: Wir gehen später sicher noch um die Häuser.
Nach einem amüsanten Rundgang durch die mittlerweile erleuchtete Stadt finden wir das La Taperia. Mehr Kneipe als Restaurant, besucht ausschließlich von Spaniern. Und uns. Wir gourmanden uns mit gutem Rotwein durch die Tapaskarte und beschließen einen richtig guten Tag mit einem weichen Brandy.