Das hatten wir uns ganz gemütlich vorgestellt. Frühstück in einer Eckbar, dann gemütlich über den Flohmarkt von San Telmo schlendern, vielleicht noch ein Wässerchen auf der Plaza Dorrego und Tango genießen…
Die Wirklichkeit trifft uns schon beim Verlassen des Hauses. Morgens um halb elf 30 Grad, unbarmherzige Sonne und hohe Luftfeuchtigkeit. Wir schleichen durch die Strässchen, sind klitschnass, als wir auf einen Stuhl im Café sinken. Der Kaffee tut ein Übriges. Durchs offene Fenster beobachten wir, wie sich die Menschenmenge fast wie in Zeitlupe über den Markt quetscht. Aus sicherer Entfernung hören wir Sprachfetzen aus der ganzen Welt. Offenbar sind viele gerade erst angekommen. Bleich, ungläubig über das, was sich hier abspielt.
Nur eine Stunde halten wir es aus, den Nippes aus China, das Handgemachte aus den Anden, den Trödel von Omas Boden anzugucken. Die Sieger unter den Verkäufern sind die, die aus großen Kühlkisten eiskaltes Wasser anbieten. Gefolgt von den zahlreichen Strohhut-Dealern. Aber für einen Hut ist es eindeutig zu heiß. Wir schieben uns vorbei an rotgesichtigen Touristen, klettern über einheimische Verkäufer, die sich in Sichtweite ihres Standes ein Schattenplätzchen gesucht haben, beneiden die Autowäscher, die sich den Schlauch immer mal wieder über den Kopf halten und fliehen in unsere Wohnung.
Der Pool ist erwartungsgemäß voll belegt, also bleiben wir in der klimatisierten Hütte und lesen. Erst abends gegen neun trauen wir uns wieder auf die Straße. Immer noch 30 Grad. In der Parrilla, die wir ausgeguckt haben, gibt es nur Terrassenplätze – zu warm. Per Taxi nach Puerto Madero, ins Schickimicki-Viertel der Stadt. Am Kanal zum Rio de la Plata tobt zwar das Leben, aber die Menschenmengen nerven uns einfach. Wieder klitschnass, wieder zurück ins Taxi, wieder nach San Telmo. Dort finden wir dann doch noch eine Parrilla mit Platz, verputzen Gegrilltes zu Salat und Bier und kehren völlig ermattet nach Hause zurück. Im Fernsehen läuft „Day and Knight“ und wir kühlen mit Tom Cruise und Cameron Díaz ein bisschen ab.
Morgen, heißt es, wird es noch eine Spur heißer werden…