Zugegeben: Auf den ersten Blick haben wir uns nicht in Quiberon verliebt. Teures, doofes Hotel, Gemurre. Fluchtgedanken. Doch mit unserem Einzug in das Apartment Azur hat sich alles schlagartig geändert. Es zeigt sich einmal mehr, wie wichtig ein halbwegs gutes Ambiente ist. Mit unserer Bude haben wir es sogar richtig gut getroffen.
Was tut man auf einer Halbinsel, die nicht zuletzt durch den Film „Drei Tage auf Quiberon“ über das letzte Interview Romy Schneiders zu Ruhm gekommen ist? Ich gucke mir noch einmal Bob Lebecks berühmte, intensive Fotos der Frau an, die nicht mehr Sissi, aber auch nicht Diva sein wollte, lese ein paar eindrucksvolle Passagen in Michael Jürgs’ Buch nach. Und sonst?
Am besten, man setzt sich nicht unter irgendeinen Zwang. Da ist ein Felsen bei Ebbe, auf dem man stundenlang sitzen kann. Oder ein feinsandiges Stückchen Strand, auf dem man sich vor einem Sonnenbrand vorsehen muss. Aufregend, dem auflaufenden Wasser zuzusehen. Oder doch der Ort Quiberon, der ein bisschen mondän tut, in dem die Herren die Kaschmirpullover um die Schultern geschlungen, die Damen die breitkrempigen Hüte herausgekramt haben.
In vielen der zahlreichen Restaurants kann man gut essen, auf jedem der Küstenwege perfekt wandern oder spazierengehen. Quiberon ist für uns der reine Genuss, das Nichtstun, das wir an uns mit einem Lächeln beobachten.
Mal besorgen wir uns abends etwas zu essen, ein anderes Mal werfen wir einfach ein paar Spaghetti in den Topf.
Heute war Markttag. Davor haben wir sogar noch die Kirche des Dorfes besichtigt. Und was gab es anschließend au marché zu sehen, riechen, wahrzunehmen? Natürlich wieder allerlei Essbares einschließlich der berühmten poulets rôtis. Aber das alles hat uns nicht gereizt. Bei wenig Sonne und 17 Grad haben wir zwar jeden Stand, der auf dem zentralen Marktplatz des Ortes aufgebaut war, besichtigt, aber gekauft – wie so oft – gar nichts.
Stattdessen sollte sich das Auge noch einen Moment auf dem Meer an der Côte sauvage ausruhen. Hunderte Surfer stürzen sich in die Flut. Einige Weelen sind i/nen zu lahm, andere wieder zu riskant. Viele paddeln einfach nur im Ozean. Alle Schleusen Richtung totaler Entschleunigung sind geöffnet; wir genießen einfach.
Geplant war für den Abend ein tolles Abschiedsessen an der Promenade – Schwamm drüber. Ein paar Schritte von unserer Residenz entfernt gibt es ein Restaurant auf einem Campingplatz. Das soll es heute werden. Wir sind sehr gespannt.
Ausgebreitet auf dem Tisch der kleine Wohnung ist die Frankreichkarte. Eigentlich wollten wir morgen in die Salinen der Guérande fahren. Vielleicht noch mal kurz nach La Baule gucken. Aber haben wir dazu Lust? Eher nicht. Es wird wohl Richtung Nordosten gehen.
Oder?