Wenn die Kultur im Dunkeln tappt…

Jeder braucht eine zweite Chance, also auch das historische Nationalmuseum auf der Defensa. Inzwischen sind wir schon so „einheimisch“, dass uns erst im letzten Moment einfällt, dass ja heute Sonntag und damit nicht nur Andreas Geburtstag, sondern auch der Flohmarkt von San Telmo stattfindet. Die Ansammlung der unterschiedlichsten Typen der Gattung Mensch ist ein solches Vergnügen, dass wir es uns nicht entgehen lassen wollen. 

Also ab durch die morgendliche Hitze und in ein Eckcafé zu Kaffee und Medilunas. Hervorragender Beobachtungsposten, denn an uns kommt niemand ungesehen vorbei. Aber uns steht ja letztlich der Sinn nach einer anderen Kultur, also verabschieden wir uns von der Musik, zum Trubel und den unglaublichen Typen Richtung Bolivar. Von dort soll es mit dem Bus weitergehen, aber irgendwie vergucken und verquatschen wir uns und gehen halt zu Fuß. Schließlich haben wir ja das klimatisierte Museum im Sinn. Kurzum: Wird wieder nichts. Kein Strom, keine Kunst. Aber auch keineswegs ein Hinweis auf der Website, die ich vorher zuhause strebermässig aufgerufen habe.

Dann laufen wir eben weiter. Bald schon sind wir wieder in vertrauten Straßen, shoppen beim Chinesen Wein für Juan und Schnitzelfleisch fürs Abendessen, überprüfen die Funktionalität des Grauchens in der saunaheissen Garage, um nach vier Stunden auf den Socken endlich ermattet in unsere klimagekühlte Bude zurückzukehren. Sogar der Start der Rallye Dakar musste wegen der widrigen Wetterverhältnisse (zu nass, zu heiß, zu gefährlich) hier verschoben werden…

Die Hitze ist anstrengend. Keine Frage. Heute wollen wir keinen Fuß mehr vor die Tür setzen, erwarten keinen Besuch – nichts und niemanden. Stattdessen gucke ich die erste Folge von „Morgen höre ich auf“ mit einem großartigen Pastewka, bevor Juan zu mir vor das Mickey Mouse-Kino namens iPad kommt. Tatort Schweiger, Gong zum zweiten. Fegefeuer. Wir gucken und gucken – und fassen es irgendwie nicht. Auch wenn es von vielen Seiten viel Lob gibt: Wir finden es furchtbar. Unglaubwürdig. Eindimensional. Dämlich. Dumm. Bumm.

Die ersten Kritiken in den seriöseren Zeitungen wie faz teilen unsere Meinung die Kommentare bei Bild sind natürlich pure Begeisterung. öh, alder, voll geil… Der Meinung ist ganz offenbar auch Herr Schweiger selbst. Als ich dessen Selbsthudelei und Querschüsse gegen andere Tatort-Inszenierungen auf Facebook lese, gibt es mir den Rest für heute. Inzwischen sind auch die nächsten Kritiken online, man ist geteilter Meinung. Sicherlich auch, weil es sich kaum jemand mit Herrn Schweiger verderben will..

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