Wechselbad

Ein ganz entspannter Tag in Vancouver, zweifellos einer der schönsten Städte der Welt, beginnt mit einem gemütlichen Spaziergang durch die Altstadt zum Canada Place mit seiner eigenwilligen Dachkonstruktion, die an geblähte, weisse Riesensegel erinnert. Hier landet ein Wasserflugzeug, dort startet eine Yacht, quirlige Menschen überall an Land und auf dem Wasser. Weiter vielleicht mit der Fähre auf die künstliche Insel Granville mit ihrem grossartigen Markt unter freiem Himmel. Oder in den Stanley Park, Nordamerikas grössten Stadtpark. Allein hier kann man mühelos einen ganzen Tag verbringen: Wandern, träumen, Schiffe beobachten, an schönen Stränden auf angeschwemmten Baumstämmen faulenzen… Das Museum of Anthropology muss auch mit auf den Plan, denn dort erfährt man hautnah alles über die Westküstenindianer, die hier übrigens Native Americans First Nation heissen. Wer noch mehr Geschichte erleben will, besucht Fort Langley, das rekonstruierte Pelzhändlerfort, das einem die Geschichte der Pioniere vermittelt.  Zum Essen könnte man sich vielleicht in Chinatown verirren und eintauchen in die chinesische Gemeinde, die sich nach der Rückgabe von Hongkong an China vervielfacht hat. An jeder Ecke gibt es etwas zu sehen, besonder Aromen wahrzunehmen, interessante Menschen zu belauschen – einfach grossartig.

 

 

Selbstverständlich haben wir nichts davon gemacht, sondern sind nach einigen Stunden Räumens und Kramens rund um Rosie wieder in Richtung North Vancouver getobt. Endlich mal das leidige Thema Sim-Karte für den mobilen Hotspot klären. Da wir schon ein Stündchen mit Faroush bei Telus gesprochen hatten, warten wir, bis er auch heute frei ist. Sein Gespräch dauert und dauert, also schnappen wir uns eine Lady, die unseren kleinen Prepaid-Vertrag sicherlich genauso gut hinkriegen wird. Sehr fair: Weil Faroush die Vorarbeit mit uns geleistet hat, loggt sie sich bei ihm ein – soll er doch die Provision bekommen. Bekommt er nicht. Denn Telus kann uns trotz vorgelegtem Pass und guter Worte keine Karte aushändigen. Sie müssen unsere Kreditwürdigkeit überprüfen – und das geht nur über eine kanadische Kreditkarte, social security card oder einen anderen Nachweis. Wir fassen es nicht. Keine Chance? Keine Chance… Dem erst vor sieben Monaten eingewanderten Iraner ist das alles schrecklich peinlich, aber auch das bringt uns keinen Millimeter weiter. Mit leichtem Frust gehen wir zwei Türen weiter zu Bell. Dort steht Tshush hinterm Tresen, ein ungemein eloquenter Bengel aus Sri Lanka. Es dauert maximal 15 Minuten, da haben wir unser prepaid card, alles wunderbar. Handschlag mit dem Bell-Mann. Thank you!

Bevor es nun wieder in unseren Bastelkeller geht, schauen wir noch mal eben in einem Dollarama vorbei, das ist eine Kette, in der die meisten Dinge extrem günstig, oft nur für 1,25 verkauft werden. Dort finden wir unter anderem einen Klappspaten für 4 Dollar, einen kleinen Grillaufsatz für 2,50, ein Schüsselchen für 1,25 und noch ein paar höchst nützliche Dinge. Da wir die ersten drei schon für viel Geld bei Canadian Tire gekauft hatten, werden wir wieder schön alles dort zurückgeben. Zuhause wühle ich im Müll nach den entsprechenden Quittungen. Da lobt man doch die Mülltrennung, dass ich ausschliesslich durch Papiere gucken muss 🙂

Unsere Klamotten haben wir soweit gepackt, es fehlt noch die Montage der Dachtasche. Juan ist fix dabei. Ich checke via you tube, ob wir das auch alles richtig machen. Auf dem Dach werden unsere beiden Reisetaschen mit Dingen, die nicht ständig benötig werden, Werkzeuge, Gasflaschen und mehr untergebracht. Jeder von uns hat einen Plastikcontainer von der Grösse eines on-board-fähigen Trolleys: für unsere Klamotten, die unterm Sofa verstaut werden.

Das Heck des Autos wird zur Küche, Vorratskamer & Co, die Mitte für Klamotten, Technik etc., der Bereich direkt hinter den Sitzen ist dicht mit einem Cooler und dem berühmten Porta potti, die beide unter der Bank Platz finden. So klein die Kiste auch ist: Rosie ist recht geräumig. Klar werden wir während der Fahrt unsere Ikeatüten mit dem Bettzeug zwischen den gebauten Elementen haben, aber es sollte nicht rödelig werden…

Halbwegs fertig gepackt machen wir eine Probefahrt, um genau zu hören, was wo klappert. Wir fahren über miese Strassen einmal um den Block. Es ist wirklich erstaunlich: Nichts klappert!

Wir sind so gut wie fertig, haben nur noch Kleinkram, den wir morgen zusammenwerfen – und natürlich den Inhalt unseres Kühlschranks für die Box. Sieht aber alles ganz gut aus.

Grund genug, einen kleinen Abschied zu feiern: James on Hastings hat uns wieder, der fabelhafte Chinese. Es gibt Rind und Prawns, Tsing Tao und Tee. 

Auch wenn wir keinen einzigen touristischen Kilometer hinter uns gebracht haben: Vancouver war auch dieses Mal wieder hinreissend. Wir sind extrem gespannt, wie es weitergeht. Morgen haben wir die Fähre nach Victoria im Auge. Mal sehen, ob unsere Blicke erwidert werden….

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