Vom Pazifik nach Santiago

La Serena macht uns den Abschied leicht. Himmel und Meer sind grau, es ist mit 17 Grad kühl und es weht ein ordentlicher Wind. Kurz vor neun sitzen wir im Auto, wenig später sind wir auf der RN 5 Richtung Süden. Merkwürdig, nach so einer wunderbar faulen Woche wieder on the road zu sein. Noch merkwürdiger dass es schon bei einer leichten Erhebung von 200 Metern in den Ohren knackt. Das hat es nicht einmal bei 4000 gegeben…

Bis nach Santiago sind es ungefähr 450 Kilometer. Wir sind ein bisschen in Eile, weil wir wegen der Lämpchen noch mal bei Nissan vorsprechen wollen. Das heisst aber keineswegs, dass uns irgend etwas von der Naturschönheit entgeht. Langsam wird der Wetter etwas besser, am Pazifik sehen wir sogar blauen Himmel und Sonne. Und das Meer, dass wir sicherlich noch ist vermissen werden.

Aber auch der Rest der Landschaft ist einfach schön. Steppen, mit Kakteen oder niedrigen Büschen bewachsen, dann wieder riesige, knallgelbe Felder. Kein Raps, alles Blümchen! In diesem Jahr zeigt die Natur viele, viele Farben. Natürlich haben wir auch Glück, jetzt im Frühjahr hier zu sein. Ende November, Anfang Dezember ist die Pracht verbrannt und alles wird braun.

Nach gelben Feldern kommen weisse, dann wieder gelbe. Ziegen spielen an den Hängen, Kühe und Pferde weiden träge herum. Schön hier! Leider haben wir heute keine Zeit, irgendwo unsere Namen zu tanzen. Gegen halb drei sind wir in Santiago. Uschi wusste von Anfang an, wo es hingehen soll. Und plötzlich sind wir in einem Slum. Oh. Avenida mit Calle verwechselt. Zügig  hauen wir aus der Gegend ab und finden auch die Werkstatt. 

Der Typ, mit dem sich Juan bespricht, gefällt uns beiden auf Anhieb schon mal nicht. Und nicht nur deshalb, weil er trotz Kundschaft die Hände in den Taschen lässt. Er erzählt auch gleich irgendwelchen Unsinn – wir sind schon weg, unterwegs zum nächsten Nissan. Auch irgendwie schwierig. Letztlich finden wir eher aus Versehen einen, der bestätigt, was seine Kollegen in Iquique und Antofagasta schon gemutmasst haben: Nichts wirklich los, einfach weiterfahren.

Trödelig fahren wir Richtung Avenida Libertador Bernardo O’Higgins. Dort sind wir um sechs mit Enrique Soto verabredet, dessen Apartment in einem 14. Stock wir via airbnb gemietet haben. Wir sind ein bisschen früh, aber Enrique ist schon auf dem Weg.

Ein eloquenter runder Herr, der lange Jahre in Georgia, Alabama, gelebt hat. Die Wohnung hat er für seine Tochter gekauft, aber die hatte andere Pläne. Also ist sie nun erst einmal für drei Nächte unsere. Direkt vor er Tür fährt eine U-Bahn, Brauchen hat einen sicheren Platz.

Apropos Sicherheit. Um in dieses Haus zu kommen, muss man erst einmal durch eine Sicherheitsschleuse. Vor der Tür hütet uns ein bewaffneter Sicherheitsmann. Enrique rät dringend davon ab, nach Einbruch der Dunkelheit durch diese oder irgendeine andere Gegend zu spazieren. U-Bahn, Taxi (die in Chile sehr, sehr preiswert sind) vor die Tür – alles gut. Aber nicht rumrutschen. Wir sind ja auch nicht so die Nachtfalter, also werden wir das auf jeden Fall beherzigen.

Heute machen wir erst einmal nichts mehr. Der Tag war etwas anstrengend, vor allem haben wir keine grosse Lust auf Abenteuer. Mal gucken, was wir aus Resten zaubern. Eine frische Flasche Wein wurde soeben geöffnet.

Morgen gucken wir mal ein bisschen rum. Wir sind vor drei, vier Jahren schon mal in Santiago gewesen, allerdings Weihnachten. Da war es so heiss, dass wir uns nur mühsam bewegt haben. Jetzt ist es ganz anders. Heute nachmittag: 32 Grad 🙂

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