Kurz nach sechs pudelmunter. Nach einem Kaffee im Zimmer wollen wir ein bisschen durch Bergen spazieren, bevor es wieder weiter geht. Es ist wirklich toll, zum Sonnenaufgang durch eine Stadt zu schlendern. Die müllmänner sind unterwegs, die Lieferanten, in einer Bäckerei wird frisches Brot angeliefert, wir frühstücken ein noch warmes Brötchen auf der Hand. Später kommen Heerscharen von Fahrradfahrern hinzu, vor allem Jugendliche, offenbar auf dem Weg zur Schule. Bei den Mädchen ist es wohl Mode, ganz klassische, schwere Räder mit einem grossen Ablagekorb vorn zu fahren. Oft sieht man statt des Korbes auch eine rau zusammen gezimnerte Holzkiste, die alles enthält, was mit muss.
Pünktlich gegen halb neun sind wir wieder im Hotel, duschen und hauen ab, bevor die Parkplatzwächter Geld wollen oder wir ein Ticket einfangen.
Über die Landstrasse dauert die Strecke nach Brügge drei Stunden, via Autobahn die Hälfte. Wir entscheiden uns glücklicherweise fürs letztere. Für die Nutzung des Rings um Antwerpen zahlen wir sechs Euro, dafür dürfen wir aber auch durch lange Tunnel unter Flüssen und Meeresarmen hindurchfahren. Dieser Teil Belgiens ist reines Industriegebiet – kein Grund, über Landstrassen zu schleichen.
Das letzte Mal, dass wir in Brügge waren, ist fast zwanzig Jahre her: mit Natz, Schippi, Thomas und Gecko aus der Canastakasse. Eine richtig schöne Erinnerung! Wir suchen sofort ein Parkhaus, weil wir keine Lust haben, stundenlang nach einem anderen Parkplatz Ausschau zu halten.
In der relativ nahen tourist information – wir haben jemanden angequatscht, der sie kannte – schnappen wir uns einen Stadtplan, damit wir nicht so umherirren. Ach, was für ein schönes Städtchen mit knapp 120 000 Einwohnern und sicherlich ebenso vielen Touristen! Die Altstadt ist von Wallanlagen, auf denen Windmühlen stehen, und Kanälen umgeben. Da Brügge nie durch Kriege oder großflächige Brände zerstört wurde, sind ein mittelalterliches Stadtbild und historische Gebäude sehr gut erhalten. Die Kanäle, die die Stadt durchziehen, nennen die Einheimischen Reien nach dem im Mittelalter vollständig kanalisierten Flüsschen Reie, über das Brügge direkt mit der Nordsee verbunden war.
Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der Grote Markt, der zentrale große Markt Brügges, war im Mittelalter noch mit dem Schiff erreichbar. An der Ostseite des Marktes konnten Stoffe in der „Waterhalle“ genannten großen Tuchhalle im Trockenen gelagert und gehandelt werden. Die Waterhalle wurde ab 1294 erbaut und 1787 abgerissen. Heute befinden sich dort der Provinciaal Hof, die Post und das Gebäude der nie als solcher genutzten Gouverneursresidenz. Der Belfried ist 83 m hoch und in die Hallen am zentralen Marktplatz von Brügge integriert. Er wurde ebenso wie diese im 13. Jahrhundert erbaut. Im Spätmittelalter demonstrierte der alle Bauwerke der Stadt überragende Turm die Macht des selbstbewussten reichen Bürgertums und diente als Brandwache. Noch heute darf ihn kein Neubau überragen. Wir schenken uns diesmal den Aufstieg und die sensationelle Aussicht; bei 24, 25 Grad durchschlendern wir die Stadt weiter, gucken mal in ein Kirchlein und essen ein Sandwich in einer Seitenstrasse.
Dann ist es Zeit fürs Meer, auf das wir in Oostende stossen. Zugebaut, aber trotz des grossartigen Wetters kaum Menschen. Das Meer schillert in fast schon karibischen Tönen. Wir gucken uns De Panne, den letzten belgischen Badeort vor Frankreich noch kurz an und düsen dann via Autobahn nach Frankreich. Dunkirchen reizt uns nicht, wir wollen nach Le Touquet Paris Plage. Der Ort nennt sich Frankreichs elegantester Badeort. Passend dazu stossen wir auf einen Oldtimer-Pulk – hier wird an diesem Septemberwochenende eine ausgesprochen elegante Rallye gefahren.
Der Strand ist breit und weiss und grossartig und leer. Der Ort ist uns zu teuer, nix unter 100 Euro.
Etwas weiter südlich, ungefähr 18 km, liegt Berck sur mer. Dünen, unendlicher strand, breite Promenade ubd nix los. Grossartig! Zum Glück verwerfen wir den ersten booking-Vorschlag und landen für 70 euro im Hotel Neptune, nur durch eine Strasse vom Strand entfernt. Wenn man sich in die Ecke des Zimmerfensters drängelt, haben wir sogar Meerblick. Das Zimmer ist ok, das Restaurant für uns geschlossen, weil es heute von der örtlichen Polizei gemietet wurde. Wir sind also in Sicherheit.
Zwei, drei Häuser weiter finden wir die Brasserie l’Alaska. Da wir dort fast hingefahren wären, nehmen wir sofort Platz und gucken direkt aufs Meer und in den Sonnenuntergang. Zum Weinen schön! Für knapp 18 Euro pro Nase gibt’s eine plat du jour als Menu. Juan isst überbackenen ziegenkäse auf Salat, Fisch im Buttersösschen zu Reis und eine mousse au chocolat, ich ein paar Crevetten, Meeresschnecken, dann steak frites (gehört sich so am ersten Abend in Frankreich) und ein Kügelchen Eis. Dazu gibt’s Weisswein, als Digestifs zu Café Poire (Juans liebsten Birnenschaps) und Grand Marnier. Wir sind satt, glücklich und ein bisschen blau, machen trotzdem noch einen kleinen Spaziergang und kippen dann zu Meeresrauschen ins Bett.
wir waren nicht in Brügge sondern in Amsterdam die Canaster-Kasse verjubeln!!! Dicken Kuss vom Schippi
wieder alles durch’n tüter gekriegt… Natürlich waren wir in der Kombo in Amsterdam. Und in Brügge mit frau natzilie und meinem herrn bruder. und dortens auch nicht mit dem zug, sondern mit dem auto. wie gut, dass es andando gibt. seitdem kann ich ja wenigstens nachlesen, was wo wie warum wann war. dicken kuss zurück von la oetti aus la france 🙂