Wenn man wie wir in Kambodscha und explizit in Phnom Penh unterwegs ist, bleibt es gar nicht aus, dass die Schreckensherrschaft der Khmer Rouge in den 70er Jahren zur Sprache kommt. Natürlich haben wir darüber geredet und auch überlegt, uns hier die stadtnahen Killing Fields anzusehen. Mehr als 300 gibt es im ganzen Land. Jene Erinnerungen an die Morde an wohl zwei Millionen Khmer durch Khmer. Aber wir haben uns dagegen entschieden, hier dem Touristenstrom zu folgen und die Schädel in Choeung Ek anzusehen. Auch das Genozid Museum werden wir nicht besuchen, die Schule, die zur Folter- und Todesfalle wurde. Das hat weniger damit zu tun, dass wir uns nicht mit der jüngeren Gewchichte Kambodschas auseinandersetzen wollen. Es hat damit zu tun, dass wir uns mit der jüngeren Geschichte Kambodschas auseinandergesetzt haben.
Bei gefühlten 38 Grad widmen wir uns dagegen der früheren Geschichte und fahren mit dem Tuktuk durch die morgendliche Rush Hour zum Wat Phnom. Die buddhistische Tempelanlage wurde im 14. Jahrhundert erstmalig auf einem aufgeschütteten Berg errichtet. Auch wenn der Hügel nur 27 Meter misst – die berühmte Stupa ist weithin sichtbar. Das Wort Hügel heisst auf Khmer übrigens Phnom. Der Sage nach entstand der Name der Stadt nach diesem Wat, der einst von einer edlen Dame namens Penh gesponsert wurde. Hier findet bis heute viel religiöses Leben statt, der Park um den Tempel herum wird vor allem deshalb bevölkert, weil es schattenspendende Bäume gibt. Tatsächlich ist die Anlage aber nicht so atemberaubend wie andere, die wir gesehen haben.
Nun sitzen wir also unterm Wat Phnom im Schatten und überlegen, wie der Tag weitergehen soll. Nationalmuseum? Dort gibt es zwar eine der weltweit besten Sammlungen von Khmer-Kunst, aber irgendwie haben wir keine Lust… Je wärmer es wird, umso schwieriger fallen Entscheidungen. Lange Spaziergänge sind einfach zu anstrengend. Unterdessen sprechen uns zwei junge Männer an. Nein, sie möchten uns nichts verkaufen und auch nirgendwo hinführen. Sie würden sich nur gern einen Moment unterhalten, um ihr Englisch zu praktizieren. Beide studieren in Phnom Penh, stammen aber aus der Provinz. In der Schule hatten sie gerade mal eine Stunde Englisch in der Woche, deshalb haben sie sich das meiste zuhause beigebracht. Das Internet macht es möglich. Einer der Jungs ist ganz begeistert – Juan ist für ihn als Argentinier so nah, wie er Messi jemals kommen kann 🙂 Wir schnacken und lachen noch ein bisschen, dann trennen sich unsere Wege.
Vom Dach unseres Hotels aus sieht man ja nicht nur auf den Tonle Sap River, wie er in den Mekong fließt, man hat auch eine Landzunge gegenüber im Auge, die mit unserem Teil der Stadt durch die Japan-Kambodscha-Freundschaftsbrücke verbunden ist. Wir schnappen und ein Tuktuk und überreden den zahnlosen Fahrer mit Geld, uns auf die gegenüberliegende Seite zu fahren. Wenn man den Zustand der Straße, die zur Brücke führt, zugrunde liegt, ist die Freundschaft der beiden Nationen noch höchst holprig. Eigentlich wollten wir zu einem Wat, den wir gesehen haben, aber zunächst bremsen wir mal vor einem nagelneuen, noch nicht ganz fertigen Apartmentkomplex. Das mag zwar für den Fahrer ein Tempel der Moderne sein, hat aber nichts mit dem zu tun, was wir gern sehen würden. Ein paar hundert Meter weiter hält er dann vor einer echten Tempelanlage, in der offenbar die Ärmsten der Armen Obdach und Verpflegung finden. Wir bezweifeln, dass hier jemals ein Tourist seinen Fuß hingesetzt hat. Hier erinnert nichts mehr an die pulsierende Stadt auf der anderen Flussseite, hier ist die Tristesse zuhause. Und wir ahnen, dass wir davon noch einiges im Land zu sehen bekommen. Zwar scheint es für diese Halbinsel den großen Plan zu geben, aber die Armen werden nichts davon haben. Wir sehen eine halbfertige, hochmoderne Ladenzeile, davor grasen Kühe. Wir sehen einen enormen Hotelkomplex, der bestimmt bald fertiggestellt sein wird, daneben die Slums der Arbeiter. Wir fahren mit unserem Tuktuk die River Road entlang und sehen auf der Flussseite private Villen, die Palästen gleichen, während die andere Seite der Straße im Müll versinkt. Dann auch wieder eine Tempelanlage, die in keinem der herkömmlichen Reiseführer zu finden ist. Das Hauptgebäude wurde in Form eines Schiffs gebaut. Auch hier Arme, um die sich ein paar ebenfalls arme Mönche kümmern. Was irgendwann sicher einmal ungeheuer glamourös sein wird, ist heute noch ein trauriges Viertel.
Wir tuckern zurück in die Stadt, schwitzen mit allen anderen, flegeln uns in Sesselchen an der Promenade und trinken ein Bier, bevor wir wieder im Hotel einlaufen. Etwas Ruhe, dann an den Pool. Phnom Penh werden wir sicher als eines der Highlights unserer Reise in Erinnerung behalten. Morgen früh geht es erstmal quer durchs Land Richtung Siem Reap…
Phnom Penh mas intenso
warum ist phnom phen highlight?
Weil die Stadt pulsiert, weil es an jeder Ecke was zu gucken gibt. Die Märkte! Die Bars mitten im Leben, in denen man stundenlang nur gucken kann. Die Gerüche. Die Mischung der Menschen. Das Gehupe der TukTuks. Das Indochina-Rest-gut-Gefühl. Die unterschiedlichen Küchen. Die Farben. Das Seele-baumeln-lassen irgendwo auf einem Bänkchen. Die lustigen Zöpfchen der kleinen Mädchen. Das Blau des Himmels. Die Boote auf dem Fluss bei ablaufenden Wasser, wie sie gegen die Strömung kämpfen. Die Leichtigkeit der Boote, wenns in die andere Richtung geht. Das eiskalte Angkor-Bier bei 35 Grad. Ach, es ist einfach schön hier. Herkommen, angucken, staunen.
Sehr schöne Antwort. Dann weiß ich ja, dass Ihr in der richtigen Gegend seid. Man möchte ja fast die Zahnbürste einpacken…
Würdest du sehr mögen. Für mich ist Phnom Penh die ganz große Überraschung! Nun mal sehen, wohin wir uns jetzt trollen – Siem Reap! Ach ja: Joey habe ich natürlich für Luang Prabang notiert. Heißen Tipp für Hütte?!?!?
Por suerte decidieron no visitar el Museo del Genocidio del Khmer Rojo porque hubieran salido muy mal. Yo lo encontre en internet y no difiere en nada con los museos de las torturas y campos de concentracion que tenian los milicos.
Es mas, creo que las torturas que hacian los milicos en Argentina eran mas sofisticadas.
Hicieron muy bien en pasear por el otro lado del rio y tomar una buena y rica cerveza. Ya se sabe que el ser humano es lo peor que hay en este planeta.
Abrazos muchos para los dos!!! Anita