…und wieder mal in Chile

Bariloche und wir – das wird nichts. Also verlassen wir heute unser aufgemotztes Designhotel. Die andere Seite des Sees, Valle La Angostura, soll noch eine Chance bekommen. Aber daraus wird auch nichts: Es regnet, wir sehen zwar kurz mal die Berge und den See, dann hängen dicke, dicke Wolken das Bild wieder zu. Was tun? Ab nach Chile. Erst über die Ruta 40, dann auf die 232.

Diesmal dauert es einen Moment mit der Grenzüberschreitung. Erst in Argentinien, weil sich da wieder mehrere an einem Formular versuchen, das sie eigentlich nur behalten sollen… Dann geht es über den Pass, auf dessen Kuppe die Ländergrenzen zwischen Argentinien und Chile verläuft. Wir ahnen, wie schön die Landschaft hier ist, aber der Regen macht uns einen dicken Strich durch die Rechnung. 39 Kilometer nach dem argentinischen Grenzübergang kontrollieren uns die Chilenen. Pass, Papiere fürs Auto, alles kein Problem. Dann kommen die Inspektoren. Wir müssen wirklich die Kiste auspacken. Und wir haben wirklich Tüten und Taschen und Krims und Krams. Das ist eine Premiere für uns, dass sie nun mal alles sehen wollen. Nachdem ungefähr die Hälfte auf einem Tisch liegt, stoppen die Grenzer die Aktion und untersuchen den Rest direkt im Auto. Irgendwie haben sie wohl doch gemerkt, dass wir nur Klamotten und Krempel dabeihaben. Wir packen ordentlich und geruhsam alles wieder zusammen, der Grenzer schlägt zwei rohe Eier, die noch in der Kühltasche waren, überm Müll kaputt – und schon sind wir wieder auf der Straße. Von Grenze eins bis Grenze zwei hat es alles in allem 90 Minuten inkl. Fahrt gedauert. Geht doch.

Vor uns zuckelt ein rotes Mercedes-Wohnmobil aus Dortmund durch den Regen, das wir aber irgendwann aus den Augen verlieren. Wir haben Hunger und wollen einen Kaffee. Fündig werden wir irgendwo an der Straße bei einem Automuseum. Ein Deutscher hat hier vor 20 Jahren angefangen, seine Sammlung auszustellen. Vor allem Studebaker. Das Museum zeigt weltweit mit über 100 Exponaten die größte Ausstellung dieses Fahrzeugherstellers weltweit. Mitten auf der Landstraße in den chilenischen Anden.

Vom Chef der Cafeteria erfahren wir, dass vor kurzem ungefähr 20 Wohnmobile aus Deutschland hier gewesen seien. Die würden nun alle ein paar Kilometer weiter in einer Bierkneipe sein. Wir halten natürlich Ausschau. Und tatsächlich. Auf der Wiese einer Kneipe namens Arnim Schmitt stehen sie alle rum, auch der Dortmunder gehört dazu. Sie alle reisen mehr oder weniger organisiert von Feuerland nach Alaska in 180 Tagen. Den dicken Aufkleber haben wir schon häufiger auf Overlander-Fahrzeugen gesehen. Nun also hier im Pulk. Wir recken die Hälse, steigen aber nicht aus, sondern fahren weiter.

Nachdem der Ort Entre Lagos schon eine Nullnummer war, sind wir gespannt auf Osorno, der Ort, der wie der berühmte Vulkan heißt, den die Wolken vor uns verschlucken. Das ist vielleicht ein Kaff. Dreckig, verlottert, fürchterlich. Wir gucken nicht einmal nach einem Hotel, weil wir hier nicht einmal tot überm Zaun hängen wollen. Also doch noch auf die Autobahn und nach Puerto Montt. 110 Kilometer Carretera australis, gleichzeitig die südliche Panamericana. Auf Werbeplakaten begegnen wir immer wieder deutschen Namen: In dieser Gegend haben sich vor 120, 150 Jahren viele Deutsche niedergelassen, deren Nachkommen heute noch da sind.

Das Wetter ist leider immer noch gruselig, als wir die 160 000-Einwohnerstadt Puerto Montt erreichen. Kurzer Blick aufs Meer, dann auf die Tankstelle. Dort gibt es zwar wifi, aber keine Internetverbindung. Na toll…

Schräg gegenüber sehen wir das Hotel San Luis, das schon längs der Autobahn beworben wurde. Ein Viersternekasten. Wir wollen uns in die Lobby schleichen und mal gucken, was booking zu Puerto Montt zu sagen hat. Juan erkundigt sich erstmal nach dem Preis. Mehr aus Jux. Die wollen für Zimmer mit Frühstück und für den Parkplatz knapp 50 Dollar haben. Natürlich ziehen wir auf der Stelle ein. Ganz gemütlich, Blick aufs Meer über die Dächer. Und gleich lösen wir auch noch unseren Gutschein für den Welcome Drink ein: Pisco sour aufs Haus, das wir heute auch nicht mehr verlassen werden. 10 Grad, regnerisch – bäh!

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