Tres Arroyes bis El Condor

 

Was für tolle Landschaften heute an uns vorbeigerauscht sind! Gleich hinter Tres Arroyes – übrigens durchaus ein Kaff mit Highlights – fahren wir auf die Ruta 3, die in Buenos Aires beginnt und in Ushuaia auf Feuerland endet. Man sollte meinen, es handele sich bei dieser wichtigen Ader des Landes um eine gut ausgebaute Autobahn. Selbstverständlich irrt man sich da auch wieder: hunderte Kilometer auf der Landstraße, die glücklicherweise so gerade ist, dass man oft ungefährdet überholen kann. Das ist auch nötig. Denn hier fahren sämtliche Lastwagen, mit deren Last der Süden versorgt wird.
Natürlich fahren wir wieder an Tausenden Rinder vorbei, aber außer Fleisch und später Kartoffeln ist im Süden der Provinz Buenos Aires kaum etwas, was das Herz der Landbevölkerung erfreut. Es muss also herangeschafft werden.
Ziemlich genau 1000 Kilometer muss man fahren, um auf direkter Linie von Buenos Aires zur südlichsten Provinzgrenze zu kommen. Nur, um mal eine Idee von der Größe des Landes zu bekommen! Wir sehen irgendwo am Horizont Estancias, die einen Grundbesitz im hohen fünfstelligen Hektar-Bereich bearbeiten. Die Maschinenparks sind ebenso enorm wie die Viehbestände. Inzwischen ist es ein seltenes Bild, einem echten Gaucho mit seinen Hunden bei einer Herde zu begegnen. Geschieht es, geht einem das Herz auf. Das ist wirklich ein Job, für den man geboren sein muss. Habe ich glaube Juan aufs Wort: Diese Menschen sind weder mit Geld, noch mit guten Worten dazu zu bewegen, ihr Leben gegen die Grossstadt aufzugeben. Man wird sehen, wielange der Berufsstand es noch durchsteht, dass ständig Bereiche der Arbeit von der Elektronik übernommen werden.
Federico hat uns im Süden des Staates Zorros, also Füchse versprochen. Kein einziger weit und breit. Dafür finden wir am Rande von Salzseen (die wir hier nie vermutet hätten) zahlreiche Flamingos (die wir hier auch nie vermutet hätten).
Nach nur einer kurzen Kaffeepause auf der Strecke – auf einer Shell-Tankstelle, die haben normalerweise die saubersten Klos – laufen wir im Grenzort zur Provinz Rio Negro ein.
Carmen de Patagones wurde Mitte des 18. Jahrhunderts von Walisern gegründet. Es gibt auch noch ein paar steinerne Zeitzeugen, aber keinen Grund, hier die Zelte aufzuschlagen. Also rutschen wir über den Rio Negro nach Viedma, in die Hauptstadt dieser Provinz. Ein paar ganz nette Ecken, allen voran die Costanera, die direkt am Fluss vorbeiführt. In dem wird an diesem Mittwoch geschwommen und getobt. Nachmittags um vier zeigt das Thermometer 39 Grad an. Yes, we schwitz… Die Unterkunftslage ist mal wieder gruselig. Das wenige, das es gibt, ist entweder total überteuert oder total versifft. Gern auch beides.
Bevor wir uns richtig fürchten, hauen wir ab. 30 Kilometer entfernt liegt der Badeort El Condor am Atlantik. Das einzige halbwegs annehmbare Hotel ist unseres. Wir bestellen Pizza aufs Zimmer und köpfen eine Flasche Wein. Der Grund, der uns nach El Condor geführt hat, macht über unseren Köpfen Radau. Hier ist die weltweit größte Grünpapageien-Kolonie angesiedelt. Der werden wir uns morgen früh mal bekanntmachen. Aber es ist alles Stress: Wir müssen morgen die knapp 500 Kilometer nach Puerto Madryn fahren und dort Quartier suchen, denn Freitag steht Ana dort auf der Matte. Also nix mit Trödeln…

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