Südost-Sylt

Die Farbe des Meeres ist grau, der Ozean tobt. Es stürmt und regnet. Oder es regnet und stürmt. Ein bisschen wie der späte Herbst auf Sylt, wären da nicht die 30 Grad. Die ersten Gäste in unserem Resort ziehen eine Flunsch, aber es nützt ja nichts: das Wetter ist weit entfernt von der Postkartenidylle aus den Katalogen. Morgens beim Frühstück nölt einer aus dem Ruhrgebiet herum, dass es hier alles langweilig sei. Nicht mal Billard hätten sie. Haben sie sehr wohl. Aber dafür müsste er eine Treppe hochklettern… Der wird sich später sicher über das Hotel wegen des Wetters beschweren.

 

Wir sind von dem Gemaule meilenweit entfernt. Juan Carlos liest, ich gehe raus ins Leben, also zur Hauptstraße zur Maniküre und Pediküre. Für 12,50 Euro werde ich fast drei Stunden behandelt. Und unterhalten von einem Ehepaar aus Straubing in Niederbayern, das uns schon wegen seiner Tätowierungen aufgefallen war und das tief bereut, nicht wie sonst in die Karibik gefahren zu sein: Weisser, feiner Strand, türkisblaues Meer, internationale Küche am Büffet, Animation an Pool und Strand, all inclusive – die Dominikanische Republik war viermal in Folge ihr Ziel. „Wären wir bloß…“, sagen sie. Nun denn, sind sie aber nicht 🙂 Unterdessen lässt sich der ehemalige Personenschützer die Füße pediküren, seine rumänische Frau mit Kokosöl massieren. Klar weiß ich nach kurzer Zeit Bescheid über ihr Leben.

 

Wir machen es uns im Cottage gemütlich mit Büchern, spielen kurzfristig mit dem Gedanken, noch mal nach Australien rüber zu gucken, verwerfen die Idee und lachen. Später schiele ich Juan über die Schulter und sehe, dass er sich online auf Bali rumtreibt. Ich klappe Alaska zu. Nein, nun sind wir erst mal hier, dann geht’s nach Bangkok, dann nach Hamburg. Also ganz in die Nähe von Sylt. Nur eben viel, viel kälter…

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