Wir wachen morgens um fünf auf, weil es fürchterlich kalt ist. Die dünne Fleecedecke überm Laken reicht nicht. Klappernd ziehen wir alles an, was wir hier im Zimmer dabeihaben, lesen und sehen der Sonne zu, wie sie langsam aufgeht! Sonne! Endlich wieder Licht! Unsere wunderschöne Bucht ist gleich doppelt attraktiv.
Kurz nach acht sehen wir, dass unsere Wirtin Olga offenbar ein Frühstück für uns vorbereitet. Heißer Kaffee, das wär’s jetzt! Während wir uns fertig machen, spiele ich an der Fernbedienung der Klimaanlage herum. Es wird warm!!!!! Wir waren bloß zu blöd, die richtigen Knöpfe zu drücken. Darf man ja niemandem erzählen…
Das Frühstück ist einfach und gut, besonders der Honig frisch vom Imker tut es uns an. Zum Rauschen des Meeres gibt es Kaffee, Käse, Aufschnitt, Brötchen, Kuchen – alles super. Anschließend meldet uns Juan ordnungsgemäß an und macht Olga die Freude, die drei Nächte à 180 reales (40 Euro) bar zu bezahlen. Dabei erfährt er, warum sie so gut Spanisch spricht: Sie war mit einem Argentinier aus Rosario verheiratet, hat mit Mann und Töchtern unter anderem in Spanien gelebt. Der Mann sei vor Jahren verstorben, sie zurück auf ihre Heimatinsel gekehrt. Inzwischen sei sie auch schon Großmutter.
All das erzählt mir Juan auf einem kilometerlangen Spaziergang entlang der Bucht. Für die Fischer scheint die See heute noch zu rau, die meisten der kleinen, bunten Holzboote bleiben vor Anker. Am Strand ist so gut wie nichts los. Montag! Gestern waren noch richtig viele Touristen hier unterwegs, aber heute gehört der Ort uns. Wollen mal hoffen, dass auch wenigstens ein Restaurant irgendwann öffnet. Fisch zu späterer Stunde im Arante – das ist das Restaurant mit den vielen Zetteln – wäre doch was Feines.
Am Meer finden wir neben fürchterlich viel Müll unseren ersten Pinguin. Mausetot liegt er am Ufer, mindestens 2000 Kilometer zu weit nördlich für seine Art. Was ab den Pinguin hierher getrieben haben? Abenteuerlust? Lange kann er hier noch nicht liegen. Die zahlreichen Geier, die über der Bucht kreisen, haben ihn offenbar noch nicht entdeckt… Natürlich lassen wir den kleinen Kerl ebenso liegen wie die untere Hälfte eines angespülten Wackeldackels und den zierlichen Kopf einer Puppe. Da das Wasser gerade aufläuft, treibt hier vieles an Land. Leider kein einziger Diamant. Ich gucke und gucke….
Aber was braucht man Diamanten, wenn man eine solche Reise macht? Nach unserem Spaziergang gucken wir von unserem tollen Zimmer aus aufs Meer, lesen und dösen ein bisschen. Es ist ordentlich windig draußen, das Thermometer klettert kaum über 20 Grad. Eben richtiges Nordseewetter hier am südlichen Atlantik! Geplant sind drei Nächte, dann wollen wir uns von der Insel verabschieden und weiter südlich fahren. Aber das wird sich alles zeigen. Kann ja bei uns alles ganz, ganz anders kommen. Wir haben uns auch schon was nördlich von São Paolo angesehen, glaube aber nicht, dass wir das wirklich machen. Aber – wer weiß?Online verfolgen wir mit Interesse so manche Blogs von Overlandern – das sind Leute wie wir, die durch die Gegend fahren -, die sich ganz genau an ihre Planungen halten. Alles genau durchgestaltet, einschließlich Stabesixhtigu gen, Museen, etc. Wehe, wenn etwas nicht so klappt! Da muss dann hier mal ein Tag eingespart werden, dort wird halbherzig etwas zugegeben… Kommt uns alles nicht in den Kopf. Wir trödeln einfach nach Lust und Laune durch Südamerika. Und genießen nun erstmal das schöne Wetter und das Meer in Pântano do Sul (aufm iPad ist der circonflexe kein Problem, nur aufm MacBook finde ich die Glyphe nicht).