Wenn man ein paar Tage in aller Ruhe hier im Luberon verbringt, ist alles, was über das Bellen eines Hundes und dem Krähen eines Hahns hinausgeht, reiner Stress. Dem werfen wir uns heute Vormittag schon mal entgegen, in dem wir auf den Markt nach Coustellet fahren. Allerdings trödelt man sich hier so in den Tag. Spätes Aufstehen, noch späteres Frühstücken, noch mal gucken, was in der Welt so los ist…
Natürlich stehen wir unter Schock wegen der Schiesserei in Orlando. 50 Tote und über 50 Verletzte in einem nightclub.
Dagegen sind die Ausschreitungen der englischen und russischen Fussballfans in Marseille natürlich ganz etwas anderes. Obwohl es wirklich nervt, dass die Europameisterschaft schon an Tag 1 und 2 so ausartet.
Wir fahren trotz allem auf den Markt und kommen gerade noch rechtzeitig an: Einige Stände bauen bereits ab, andere lechzen lustlos nach letzten Kunden. Trotzdem ist es lustig, diesem Markttreiben zuzusehen. Wir unterstützen den örtlichen Tierschutzverein (Juan wird zum Dank ein Ziegenbaby in die Arme gedrückt), gucken in jede Ecke, bevor wir uns ganz entspannt auf den Weg zurück auf unsere Scholle machen, Selbstverständlich über jeden erdenklichen Feldweg.
Zuhause essen wir eine Avocado, trieb ein Weinchen und gucken schon mal online ein bisschen Fussball.
Natürlich ist Juan Carlos ein bisschen maulig, weil heute auf uns soziale Vepflichtungen warten: Wir sind von unseren schwedischen Gastgebern zum Aperitif um sechs geladen. Kurz nach sechs sehen wir immer noch nichts, bis ich mal mit Jan, unserer britischen Nachbarin aus Lancashire, um die Ecken gucke. Ach, da sitzen sie ja schon, Agnetha und Ederling. Wir holen unser Kerle, Neill und Juan Carlos, und stoßen mit den Schweden auf das Leben an. Es gibt zu Wein und Pastis Oliven, Nüsse und Knoblauch, dazu fröhliche Gespräche. Natürlich sind die Angelsachsen über meinen amerikanischen Akzent einen Moment zu Tode erschrocken, aber dann lachen wir doch alle sehr.
Pünktlich (…) gegen kurz nach sieben kommt noch ein befreundetes französisches Paar dazu, es wird weiter Wein getrunken und gelacht, bis wir vier Gäste uns davon machen.
Wir werfen ein t-bone Steak in die Pfanne, kochen ein paar Kartoffeln, fertig. Das ganze essen wir natürlich draußen mit Blick auf die Wolkenformationen und Gordes am Horizont.
Und dann ist es Zeit, unsere Elektronik anzuwerfen: Deutschland spielt in Lille gegen die Ukraine – und wir sind dabei.