Route. Routier. Rodez. Sarlat!

Alès hat sich insoweit gut benommen, dass am Morgen die Sonne scheint. Das macht alles ein bisschen hübscher, aber diese Stadt wird nicht unser Augenstern. Stattdessen fahren wir mitten in die Cevennen mit Rodez als (Etappen-)Ziel. Natürlich wieder über Land- und Feldstrassen. Aber was für ein grandioser Weg. Panoramen wie gemalt, Wildwasser zum Reinspringen, frühlingshaftes Grün, weil wir hier noch nicht soweit sind wie am Mittelmeer. Die Schlucht des Tharn ist ein absolutes Muss. Entlang des Flusses steile Berge, dann wieder ganz liebliche Weiden. Ein Wechselbad fürs Auge!

 

Gegen Mittag haben wir zwar eigentlich schon Rodez im Blick, sind aber leicht ablenkbar. Fast hätte ich es übersehen. Ein Restaurant, das gleichzeitig Routier ist! Juan wendet – zum Glück! In der Bude befinden sich ausser dem Personal nur Männer. Fernfahrer. Strassenarbeiter. Fabrikarbeiter. Sonstwer. Und wir. Die Bestellung ist furchtbar einfach, denn es gibt für 15 Euro genau ein Menü. Tomaten-Gurken-Feta-Salat, dann einen Gemüseeintopf mit Karotten und weissen Bohnen, gekocht auf Entenfleisch, dazu eine dicke Wurst vom glücklichen Schwein. Auf jedem Tisch steht ein Liter Wasser, ich ordere mir für 2 Euro noch einen Weisswein. Nach dem opulenten Mahl folgt ein Käseteller, von dem sich jeder abschnippelt, wonach ihm ist, dann noch ein Dessert. Eis oder Creme caramel oder Obstsalat. Den abschliessenden Café brauchen wir dringend.

 

Und auf geht’s nach Rodez. Da wird schnell klar: Gucken ja, bleiben nein. Natürlich bewundern wir die hinreissende Kathedrale, die vor über 800 Jahren begonnen und in den folgenden Jahrhunderten immer modifiziert wurde. Ein Schlenker durchs historische Zentrum, c‘est ça. 

 

Und nun? Eine uns gut bekannte Frage. Weiter nach Sarlat-la-Canéda ins Périgord. Was da wohl auf uns zukommt. Erst einmal eine wunderbare Fahrt 150 oder so Kilometer nach Westen. Hügel, Berge, Grün, Grün, Grün. Mal ein paar Kühe, Schafe. Zauberhaft. Kurz vor Sarlat bremsen wir in einem Örtchen, weil uns eine Kneipe so gut gefallen hat. Weinchen mit Blick. Und Öhrchen an Engländern. Da sind ja schon viele seit Jahren hier ansässig. Wir lauschen, versuchen vergeblich, wegen eines Hotels ins Internet zu kommen und fahren wieder los.

 

Sarlat. Wir wissen, dass das ein beliebter Ort im Périgord ist. Mittelalterlich. Die Wiege der Foie gras und Geburtshelfer des Trüffels. Viel mehr muss man eigentlich auch nicht wissen. Kleiner Schock: viele Hotels sind laut booking ausgebucht. Ich klingel vorsichtshalber bei einem durch: Complèt. Doof. Aber der nächste angeblich Ausgebuchte, das Hôtel des Récollets, hat ein Zimmer. Tricky: die Rezeption ist noch sieben Minuten besetzt. Um 19 Uhr ist Sense. Wir müssen uns sputen. Juan parkt in der Fussgängerzone, ich ächze Treppen hoch ins Hotel. Klappt alles auf den letzten Drücker, der Parkplatz ist ein bisschen entfernt, aber es gibt ihn wenigstens. Natürlich halte ich mich nicht mit Zimmer angucken auf. Wir haben eine Bleibe!

 

Der etwas umständliche Weg zum Parkplatz im Jardin de Irgendwas ist keine Hürde, die Treppen in den zweiten Stock des Hotels auch nicht. Mal eben Luft holen und gucken  was Sarlat zu bieten hat.

 

Die Fussgängerzone ist auf den ersten Blick keinen zweiten wert. Aber dann sehen wir die Kathedrale und die Gassen drumherum und wissen: Hier müssen wir uns genauer umsehen. Vorbei an Trüffel- und Pâtéläden kommen wir zu einer Brasserie und bestellen zu einer Aufschnittplatte einen halben Rosé, anschliessend versucht Juan einen Café gourmand mit Törtchen, Brüllcreme und Mousse au chocolat, ich nehme eine Kugel Schokoladeneis. Klare Sache: In Sarlat-la-Canéda wollen wir trotz mittelmäßiger Wetterprognose noch mindestens einen weiteren Tag bleiben. Hoffentlich klappt das mit dem Hotel.

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