Nun müssen wir mal fürchterlich aufpassen, dass wir uns nicht erkälten. Wir schniefen schon rhythmisch und sind ein bisschen angefressen, weil es schon morgens regnet und regnet und regnet. Also frühstücken wir erst einmal im Hotel und beschliessen dann, extra schlau zu sein: Hop on, hop off – Stadtrundfahrt durch Madrid. Wir buchen gleich zwei Tage (weil die Preisdifferenz exakt zwei Euro beträgt) und rennen durch dichten Regen zur Gran Via, dem Stop der doppelstöckigen Touri-Busse. So. Das war schon mal eher doof, als schlau. Denn alles, was Madrid gerade besucht, flieht vor dem Regen in die Busse. Das hat zu Folge, dass alle Plätze besetzt und sämtliche Fenster blickdicht beschlagen sind.
Es regt uns gar nicht weiter auf, dass die meisten Punkte der historischen Rundfahrt aus welchem Grund auch immer überhaupt nicht angefahren werden – wir sehen ja sowieso nichts. Zurück am Ausgangspunkt um die Ecke von unserem Hotel wissen wir nichts Neues über Madrid, haben aber einen Plan: So schnell wie möglich unter dem Regen hindurch und zurück ins Hotel: Gegenüber gibt es einen Waschsalon. Wenn wir sonst schon nichts Sonnvolles machen, können wir ja wenigstens die Klamotten in Ordnung bringen. Damit vertrödeln wir eine gute Stunde. Und dann scheint es aufzuklaren.
Unterwegs Richtung Prado fängt es wieder aufs Schrecklichste an zu plattern. Von den pfiffigen Presseleute des Museums wissen wir zwar, dass wir kostenlos ins Museum kommen, aber leider auch, dass wir dennoch in die Schlange müssen. Und die ist trotz des fiesen Regens sehr, sehr lang. Nach ein paar Minuten, wenig Hoffnung und klitschnassen Füssen scheren wir aus der vielleicht 500 Meter langen Schlange aus und ändern die Pläne. Erst ins Museum Reina Sofia, dann wieder den Prado versuchen.
Sofia meint es gut mit uns: Völlig durchnässt sind wir ein paar Minuten nach Ankunft schon im Fahrstuhl in den zweiten Stock. Unbedingt wollen wir Picassos Guernica sehen. Das war einer der Gründe, nach Madrid zu kommen. Sehr beeindruckend! Ebenfalls sämtliche Studien des Spaniers, die zu diesem monumentalen Werk über das Grauen des spanischen Bürgerkriegs geführt haben. Hier haben wir alle Zeit der Welt, uns ein gewaltiges Stück Picassos anzusehen. Dass man nicht cotografieren darf, erfahre ich erst, nachdem ich zwei al draufgedrückt habe. Shame on me.
Der Plan, anschliessend den Prado zu besuchen, scheitert daran, dass der Eintritt ab 18 Uhr frei ist. Unvorstellbar, welche Menschenmassen sich zum Eingang schlängeln. Und all das bei strömendem Regen. Wir hauen ab und geraten auf der Puerta del Sol in eine unüberschaubare Menschenmenge. Was ist denn hier los? Tatsächlich gibt der Bürgermeister von Madrid in „wenigen Minuten“ den Startschuss für die Weihnachtsbeleuchtung der Stadt. Wir sehen zu, dass wir wegkommen. Und wieder regnet es höllisch. Die meisten Kneipen sind überfüllt, aber wir finden ein Plätzchen, um einen Moment zu trocknen und einen Wein zu trinken.
Zurück im Hotel sehen wir, dass endlich mal einer das (Weihnachts-)Licht anmacht. Unglaublich, mit welch stoischer Geduld das Volk ausgeharrt hat. Wir haben nun Hunger und suchen uns eine Kneipe in der Nähe des Hotels, also mitten in der Altstadt. Ganz untouristisch, ganz unaufgeregt – perfekt. Morgen soll die Sonne scheinen. Das wäre schön. Vielleicht wird es dann ja sogar noch etwas mit dem Prado.