So. Nun mal zu Riga. Nennt sich selbst die „einzige Hauptstadt des Baltikums“. Knapp 800 000 der weniger als zwei Millionen Letten leben hier, sind stolz auf ihre hanseatische Geschichte, die wunderbare Jugendstil-Architektur in der Altstadt. Bejubelt werden die vielen Kirchen, die alten Holzhäuser, klassizistische Bauten und chromblitzende Hochhäuser. Was Riga am meisten fehlt: der Applaus.
Denn seit einigen Jahren ist Lettlands Hauptstadt beliebter Treffpunkt der Kreuzfahrtschiffe, beliebter Kurztrip für Städtereisende. Gewesen. Durch Corona bleibt der Fanclub aber weg und die Stadt tut sich schwer mit sich allein.
Wie in vielen anderen Gegenden hat auch hier Corona für schwere Einschnitte gesorgt: Restaurants und Kneipen kämpfen nun die Existenz, Arbeitsplätze wackeln.
Das spürt man an allen touristischen Hotspots. In den alten Zeppelinhallen, in denen sich ein riesiger Markt etabliert hat, ist davon noch wenig zu spüren. Hier treffen wir heute trotz des miesen Wetters Hausfrauen und Rentner, Flaneure und Studenten. Es gibt viel Regionales. Im Moment haben Kirschen und Erdbeeren Hochkonjunktur, die ersten neuen Kartoffeln sind auf dem Markt und eine ganze Halle ist dem Lieblingsgemüse der Letten gewidmet: dem Fleisch. Das kommt hier offenbar überall und täglich mindestens einmal auf den Tisch.
Wir gucken uns alles an, kaufen winzige, hoch aromatische Walderdbeeren und laufen zurück in die Altstadt.
Da uns die langen Brücken über den Fluss nicht ganz geheuer sind, chartern wir wieder ein Bolt-Taxi. Der größte Vorteil all dieser Beförderer: man weiß vorher ganz genau, was es kostet und abgerechnet wird direkt über die Kreditkarte. Der früher so übliche Ärger mit Taxifahrern findet einfach nicht mehr statt.
Das Wetter hält sich auf diesem Niveau. Also Waschtag im Hotel, anschließend gucken wir mal nebenan in die shopping mall, die auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Juan wagt sich zum Friseur, ich gucke streng zu.
Gegen Abend geht’s dann doch wieder zurück in die Stadt. Überall Live music, überall Menschen – Freitag! Wir essen mehr so lala in einem Laden, der allerdings eine sensationelle Bar ist. Toll gestaltet, 200 Whiskys, 10 Biere vom Fass – da müssen sie auch nicht noch toll kochen.
Zu Fuß Richtung Hotel. Wir gehen mal über eine andere Brücke und sehen unser Hotel schon vor uns. Wir kommen nur nicht hin, denn uns trennt ein breiter Flussarm. Das ist doof. Wir haben uns auf einer der Flussinseln verloren. Okeeeeeh, wieder zurück und mit runden Füßen irgendwann in unserem momentanen Zuhause.
Morgen wollten wir eigentlich früh ins Jüdische Museum. Eine brillante Idee für einen Sonnabend. Shalom shabbat… Schade, wenn man ein bisschen doof ist…
Also gucken wir uns wohl das Jugendstilviertel an!