Granada ist eine wirklich interessante Stadt. Bevor wir sie verlassen, machen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang durch das historische Viertel, klopfen an Kirchentüren und die der juristischen Fakultät, die original aus dem 16. Jahrhundert zu stammen scheint. Ein bisschen reut es uns schon, nicht in die Alhambra zu kommen, deshalb blättern wir eine Spur wehmütig durch opulente Bildbände. Andererseits: Mit einem Kosmetikspiegel gegen Nackenstarre – wie durch die Sixtinische Kapelle? Und das zu einem von anderen bestimmten Zeitpunkt? Ein Nein muss auch einmal ein Nein bleiben…
Kurz nach zwölf winden wir uns durch die Stadt und sind auch schon bald mit Blick links auf die verschneiten Kuppeln der Sierra Nevada auf der Autobahn Richtung Malaga. Links und rechts keine einzige Plastikplane, dafür exakt angebaute Olivenplantagen über Berge und durch Täler. Unser Ziel ist – eigentlich – ein Apartment etwas ausserhalb von Estepona, in dem wir uns eine Woche vom Reisen erholen wollen. Nur leider schlampt die Putzfrau. Statt heute, können wir deshalb erst morgen in die Bude. Während Juan konzentriert fährt, kläre ich das alles online mit unserer Vermieterin, bekomme einen hilfreichen Anruf von Airbnb – die kümmern sich wirklich rührend. Das Ende von diesem Lied: Wir werden die Hütte erst morgen nachmittag beziehen können.
Klar: Nach Malaga fahren wir nicht. Erstens kennen wir den Ort, zweitens haben wir keine Lust, schon wieder eine Stadt samt durchaus erwähnenswerter Kathedrale zu besichtigen. Also auf die Umgehungspiste, die direkt an Torremolinos vorbeiführt. Kennt überhaupt noch jemand Micheners Buch von dem idyllischen Fischerort, in dem sich die Jugend der Welt trifft? Anfang der 70er Jahre war das der Traum von Freiheit und Lebenslust, heute ist es der Alptraum von Hochhäusern und Architektenfrust. Wir biegen nicht einmal ab. Vielleicht Marbella? Schon bei der Durchfahrt schnuppern wir den Mief der frühen 70er, es grüssen müffelnd Alfonso und Gunilla. Porto Banús? Vielleicht gucken wir uns die Yachten richtig reicher Araber an einem anderen Tag an…
Unsere Airbnb-Hostess ab morgen, Elía, hat für die ganz Unorientierten ein Hotel ganz in der Nähe ihres Apartments erwähnt, das „Pierdra Paloma“. Nix Dolles, nix Schlechtes. Grosse, extrem saubere Zimmer, Blick aufs Meer, kleine Bar. Hier übernachten wir, bevor es morgen in die Wohnung geht. Weil es in der Bar nichts zu essen gibt, müssen wir noch mal kurz los: Pasta im übernächsten Ort und bei finsterer Nacht zurück und todmüde in die Buntkarierten…