Provence & Meer

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Das ist wirklich eine schwere Entscheidung! Nach dem zauberhaften Markt von Apt am Sonnabend lernen wir am Sonntag den nicht weniger entzückenden Markt der L‘Isle sur la Sorgue kennen. Entlang des Flusses und Kanals schlängeln sich Marktstände, unterbrochen von Cafés und Restaurants… Wir entscheiden uns, uns nicht zu entscheiden und geniessen beide Märkte gleichermassen.

Bevor es wieder richtig anfängt zu regnen, sind wir schon wieder im Bois dormand, unserer putzigen Hütte. Gegen Abend schaut Madame mal vorbei, schliesslich reisen wir morgen ab. Vorher muss allerdings geräumt werden: Klamotten, Lebensmittel, Wasser, Wein… Das ist der Nachteil, wenn man mit dem Auto unterwegs ist: immer zu viel Gepäck.

 

Trotz des beständigen Geräusches des Regens schlafen wir schlecht und sind früh auf den Beinen. Es ist trocken, und für den Süden ist bestes Wetter angesagt. Schnell au revoir zu Marielle und beste Grüsse für den maladen Jean Claude – on the road again.

 

Natürlich könnten wir fix auf die Autobahn nach Toulon springen, aber wir beschliessen, die albernen 140 Kilometer von Apt nach Sanary-sur-mer über Landstrassen zu fahren. Weise, weise… Bis Aix-en-Provence durchfahren wir dichte Wälder, passieren hohe Schluchten und reisen durch gerade spriessende Weinfelder. Überall blüht  der Mohn, nur der Lavendel hat noch keine rechte Lust. Kein Problem, wir sind ja noch ein bisschen da.

 

Von Aix nach Sanary ist es dann nur noch ein Katzensprung. Für den Moment schenken wir uns die grandiose Küstenstrasse von Cassis via La Ciotat bis zu unserem Appartement – die kommt später.

 

Erst einmal müssen wir ankommen. Unser Duplex-Ding liegt in einer Fussgängerzone. Da kann Juan meckern, wie er will: Die elektronisch gesteuerten Poller senken sich nicht für uns… Erst einmal fahren wir knurrig einen anderen Parkplatz direkt hinter dem tourist office an: Hier mache ich mit einem freundlichen Herrn einen schriftlichen (…) Vertrag, mit dem wir für 36 Euro sieben Tage lang diesen Parkplatz und eine Tiefgarage nahe unserer Wohnung nutzen dürfen.

 

Die Wohnung zu finden ist nicht ganz leicht: Ich lerne eine mürrische Angestellte einer Immobilienfirma im dritten Stock eines wackeligen Hauses kennen, den netten Kassierer eines historisch anmutenden Kinos, eine schwatzhafte Boutiquentante – keiner hilft mir, an den rettenden Haustürschlüssel zu kommen. Zwei Polizisten, schwer bewaffnet und mit entwaffnendem Lächeln, wissen Rat: Ich bin in der falschen Strasse. Der rote Kopf kommt nur von der Sonne…

 

Das Auto ist sicher geparkt, wir fürchterlich bepackt für die erste Tour (Nr. 2 folgt dann gleich)  und auf dem Weg in die 7, rue de la Prud’Homie. Wie versprochen befinden sich die Schlüssel in einem codierten Kästchen, dann geht’s aufwärts mit uns über steile Treppen. Im ersten Stock befinden sich Küche, WC und Wohnzimmer mit zwei Schlafsofas, im zweiten neben Bad, WC und höhlenartigem Schlafzimmer eine Terrasse mit direktem Blick auf den Hafen. Wie schön! Diese Terrasse gegenüber dem Hotel de la Tour wird unser neues Zuhause!

 

Während in der Geschirrspülmaschine erst einmal alles zwingend gewaschen werden muss, was wir in den nächsten Tagen brauchen werden, machen wir uns auf den kurzen Weg zum Hafen. Zwanzig, dreissig Meter und wir sind mitten im Geschehen. Montags ist erfahrungsgemäß viel geschlossen, aber wen kümmert es? 

 

Im tourist office erfragen wir mal, was in den nächsten Tagen in Sanary-sur-mer los sein wird. Eine Regatta mit den Pitous, diesen wunderschönen, typischen Holzbooten steht an, ein Flohmarkt und, bien sûr, der grosse Markt am Mittwoch. Das werden wir ja alles sehen.

 

Weil schöner Hafen und Weißwein prima  zueinander passen, setzen wir uns nach einem Spaziergang ein wenig ins Molotov. Etwas hungrig, also gibt’s dazu eine kleine Aufschnittplatte. Und dann noch ein Weinchen. 40 Euro. Mon dieu! Die hohen Preise setzen sich in jedem einzelnen Restaurant an der Hafenkante fort. Pasta mit ein paar Krabben – 25, Fischchen preislich aufwärts, für Krustentiere muss man das Sparschwein schlachten.

 

Als wären wir das erste Mal weg von Mutti finden wir uns in einem Fusion-Laden wieder: Mischmasch aus Asien, Spanien, irgendwo. Wie dämlich kann man sein! Zum Carlsberg für 6,50 rächt sich diese Entscheidung bei Juan mit chinesischen Nudeln mit Hähnchen (reingefallen auf mein = chin. Nudel), bei mir mit beef terryaki und wings (reingefallen auf Tapas). 50 Euro Lehrgeld, selber schuld…

 

Auf dem Rückweg zu unserem Interims-Zuhause entdecken wir einen Fahrradkurier vor einer Pommes-Bude… Wir schnappen ein paar Frites, öffnen zuhause dazu einen grandiosen Beaujolais cru und beobachten, wie die Lichter im Hafen an und die Sterne über unserer Terrasse aufgehen.

 

 

 

 

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