Panama City – Antrittsbesuch

 

Es ist noch schön kühl. Jedenfalls kurz nach sechs, als wir mit einem Becher Kaffee auf dem Balkon sitzen und aufs Meer gucken. Einige Menschen sind am Strand schon unterwegs, aber nicht einmal die Sonne hat sich bisher erhoben. Stattdessen ist es grau, Wolken fliegen vorbei.

Hoch in die 30er soll die Temperatur heute noch steigen. Mit Gewittern ist zu rechnen. Zunächst ist aber alles noch ruhig, wir schnappen uns Bagel, Philadelphia-Käse, Obst und Yoghurt aus der Cafeteria und frühstücken erst einmal in aller Ruhe in unserer Höhle im vierten Stock mit Blick auf die Weite des Meeres. Es hat sich übrigens noch immer kein einziger Delfin blicken lassen…

Schon gegen neun ist es eigentlich zu heiß, um „Piep“ zu sagen. Bevor wir am Strand rösten, machen wir lieber einen Ausflug. Über eine dieser riesigen Brücken, für deren Eröffnung in Europa Könige und Präsidenten anreisen würden, es hier jedoch so viele gibt, dass sie aus dem Schnippeln gar nicht mehr herauskämen, fahren wir nach Osten. Die Brücke führt uns nach Panama City. Hier interessiert uns das historische St. Andrews Viertel. Man muss mit den meisten historischen Glanzlichtern hier ein bisschen vorsichtig sein: Sobald jemand ein von Oma gehäkeltes Spitzentaschentuch in einer vermoderten Kiste auf dem Speicher findet, wird sofort ein braungrundiges Schild mit weißer Schrift angefertigt. Dazu wird noch eine überdimensionierte Stars-and-stripes-Flagge gehisst: Der klare Hinweis auf etwas Historisches…

In St. Andrews sehen wir uns zunächst einmal die Marina mit ihrer recht großen Fischfangflotte an. Das tun wir nicht allein: Mitten auf dem Hafenplatz parkt ein weißer Bus, der einige Rollstuhlfahrer hergebracht hat. Sie genießen den Blick auf die Bucht ebenso wie wir. Dann sehen wir uns nach Historischem um: ein paar alte Segelschiffe, einige Bars, die auf eine hundert Jahre alte Tradition zurückblicken. Interessant wird es in den Nebenstrassen und direkt am Wasser: Hier finden wir die für für Südstaaten so typischen Häuser in wunderschönen Gärten.
Wir gucken noch ein wenig herum, aber für große Spaziergänge ist es einfach zu heiß.

Also fahren wir die 20, 25 Meilen nach Panama City Beach zurück und tun genau das, was die Amerikaner tun: Wir shoppen in klimatisierten Gebäuden. Bei Badehosen werden wir fündig, sonst sind wir wie immer höchst zurückhaltend.

Bevor das Champions League Spiel Real Madrid gegen Juventus Turin beginnt, stoppen wir noch mal kurz bei Walmart, dealen Weißwein und erstaunlich gutes Baguette ein, kaufen Wiener Würstchen und Eier, um für kulinarische Abwechslung zu sorgen und sind dann auch direkt zum Anpfiff um 13:45 unserer Zeit in unserer Bude. Kein schlechtes Gewissen, weil wir den Tag so vertrödeln, eher Glück, dass wir dazu in der Lage sind…

Turin wird in Berlin gegen Barcelona antreten, das ist ja mal etwas Neues. Uns bleibt noch ein Stündchen im Zimmer, bevor wir uns in die Fluten stürzen. Am Strand ist es heute merklich voller geworden, obwohl es erst Mittwoch ist. Aber vielleicht beginnen einige gerade ihren viertägigen Jahresurlaub. Der Beachcomber ist so gut wie ausgebucht, aber durch die Weite des Strandes verliert es sich alles. Nichts ist hier überfüllt.

In ein, zwei Stunden, also gegen fünf, sechs, sind sowieso alle verschwunden. Es ist erstaunlich wie früh die Amerikaner zu Abend essen. Ganz in der Nähe gibt es ein Restaurant, das damit wirbt, ihr Dinner Büffet um 15:30 zu eröffnen… Spätestens um 21:00 sind 90 Prozent aller Küchen geschlossen. Da liegen die meisten Amerikaner auch schon in der Falle. Kein Wunder, dass sie sich um sieben in der Cafeteria drängeln und ziemlich zuverlässig zwischen 12 und 12:30 üppig lunchen. Sogar hier im Norden Floridas – trotz der Einflüsse der Mexikaner und Kubaner. Wir sind gespannt, wie es in Georgia oder den Carolinas wird…

Aber erst einmal sind wir an unserem schönen Strand, tun und lassen, wonach uns gerade der Sinn steht und sind fröhlich und glücklich. Gegen sechs, wir planschen gerade im Pool, rollt und grollt es: Eine schwarze Wand kommt von Osten schnell auf uns zu, dreht dann aber im letzten Moment ab. Wir trocknen auf dem Balkon ein bisschen  – und da kommen sie! Delfine! Ach, wie schön! Vielleicht 100, 150 Meter vom Ufer entfernt spielen sie direkt vor unserer Nase. Ganz großes Kino!

Zum Abendessen sind wir tatsächlich einmal ausgegangen: Sharky’s liegt ein paar Meilen östlich, direkt am Strand und bietet Seafood, kühle Drinks und Live Musik. Bisschen Elvis-Imitation, bisschen Hillbillies, bisschen schräg. Dafür waren Grouper und Shrimps, beides blackened, gut. Allerdings wirklich wenig. Deshalb halten wir noch in einem grocery store und gönnen uns einen Becher Schokoladeneis. Und zwar das Gute, nicht das ohne alles, das auch genauso schmeckt. Die Hälfte davon gab es soeben auf dem Balkon. Nun ist das Abendmahl vollendet 🙂

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