Schon beim Frühstück in unserem Riesenhotel – welcher Teufel hat uns bloß geritten, uns ins Best Western Premier Havana einzubuchen?!?! – ist alles anders. Die Freundlichkeit des Personals, die uns in Vietnam bisher überall gut gefallen hat, ist eingefroren, hier herrschen ganz andere Töne vor: russische. Wohin man hört – Russen. Natürlich tun sie einem nichts Böses und benehmen sich auch höchst manierlich, aber die Atmosphäre ist irgendwie anders. Es mag daran liegen, dass wir nunmehr gar nichts mehr verstehen 🙂
Also beschließen wir einen Strandtag. Der Strand ist schön, sicherlich ein Grund dafür, dass jeden Tag ein Flieger aus Russland in Nha Trang landet. Wie wir wollen sie das lauwarme Meer genießen, wie wir werden sie von der Brandung von den Füßen gerissen. Heute ist der Himmel fast wolkenlos, es ist knackig heiß und brandgefährlich – im Wortsinne. Wir kauern auf unseren Liegen unterm Sonnenschirm. Ein wunderbarer Platz, um Meer und Mensch im Auge zu behalten. Viele haben sich einen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen, bei einer Dame fürchte ich fast, dass sie dringend in ärztliche Betreung muss. Bis sogar ich mitbekomme, dass es sich bei der von mir vermuteten Verbrennung dritten Grades um eine überdimensionierte Rote-Rosen-Tätowierung handelt. Mannomann. Bunte Bilder auf der Haut sind hier natürlich auch der Hit. Auch modisch kann man den Russen, wenn man mag, etwas abgucken: die Herren greifen nahezu alle zur knappen Badehose, die Damen auch am Strand tief ins Make-up-Täschchen. Ist gemein, so über unsere russischen Brüder und Schwestern herzufallen? Ja.
Gegen Mittag suchen wir uns ein Plätzchen am Pool im 5. Stock. Da sind wir fast allein, weil die Sonne bereits um die Ecke gezogen ist (der Grund, weshalb wir hier sind). Eigentlich wollen wir uns ja auch ein bisschen um das Kulturprogramm dieses Badeortes kümmern. Platz 1 auf Tripadvisor hält eine Yoga-Schule, gefolgt von einem Vergnügungspark, den man per Seilbahn quer über die Bucht für eine halbe Million Dong pro Nase besuchen kann. Soweit kommt es noch… Über eine Tempelanlage gibt es zu berichten, dass man von hier aus einen prima Blick auf Bucht, Stadt und Strand hat. Banausen. Ein bisschen erinnert mich das an Phuket Town: Business ist alles.
Also spazieren wir einfach mal so los, vorbei an russischen Agenturen, russischen Geschäften, einer russischen Apotheke… Übrigens habe ich gerade gelesen, dass russische Reiseveranstalter davon ausgehen, die Zahl der Touristen bereits im nächsten Jahr zu verdreifachen. Geplant sind Charterflüge aus mindestens 30 russischen Städten. Hintergrund für den Zulauf der Russen zu diesem Teil der vietnamesischen Küste ist unter anderem der Niedergang des Tourismus in Ägypten. Nha Trang entspricht für die Russen der Costa del Sol für die Nordeuropäer… Ein Fluchtpunkt in den ungemütlichen Wintermonaten. Wir gucken uns also die russischen Geschäfte an, dann geht’s immer an der Wasserkante entlang weiter. Zwangsläufig landet man auf dem großen 2/4 Square, der an den 2. April 1975 erinnert, den Tag, an dem die Kommunisten Nha Trang übernommen haben und der heute vorwiegend von Skateboardern genutzt wird.
Ein paar hundert Meter weiter finden wir einen ausgesprochen puscheligen Strandbar-Komplex. Eine Bar finde ich echt witzig: es gibt außer den üblichen Hockern Schaukeln rund um den Tresen. Habe ich noch nie gesehen, finde ich lustig. Nein, ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert, wenn jemand versucht, seinen Brausebrand auszuschaukeln 🙂 Zu dieser Bar gehören ein paar Stühle und Tische, die direkt im Sand stehen, und ein paar Sitzsack-Inseln, gruppiert um niedrige Cocktailtische. Auch eine witzige Idee für Nächte unter dem Sternenhimmel. Bei diesen Temperaturen!
Wir trinken Tiger-Bier vom Fass, das fast 3,50 Euro pro Glas kostet – irre teuer für Vietnam! Dazu gibt es kalte, frische Frühlingsrollen (sehr gut) und Bruschetta (wir sind ja selber schuld…). Vor allem aber Meeresrauschen, Sterne und – Russen. Auch zwei russische Kellnerinnen, die sich mit ihren vietnamesischen Kolleginnen eher schwertun und zu Tode erschrecken, wenn man sie englisch anspricht. Gemein? Ja!
Bei so viel Russland kommen wir auf ein Thema zurück, das uns eigentlich seit Hongkong begleitet: Wie wäre es, mit der Transsibirischen Eisenbahn via Moskau nach Hamburg zurückzufahren? Dafür spricht große Lust, dagegen, dass wir überhaupt keine passenden Klamotten dabeihaben. Wir würden ja durch den tiefsten Winter schaukeln. Man müsste also in Beijing Jacken, Hosen, Stiefel und sowas günstig einkaufen… Ein komisches Thema bei abendlicher Stimmung und 30 Grad. Aber so ganz haben wir es auch noch nicht aus dem Kopf 🙂
Offenbar hat die krachlaute Nachtszene heute, Sonntag, Ruhetag, jedenfalls hören wir hier in unserem Krähennest im 34. Stock nichts. Sehr schön! Morgen haben wir Stress: da müssen wir mal gucken, wo es wie von hier weitergeht. Wir haben Sorgen? Nö.
Nha Trang solos entre rusos
Díganle a la chica del tatoo que la rosa en unos años se le va a marchitar.
Que linda playa! que lindas fotos!Tschüsssssssss