Wenn man sich auf dem Stadtplan den Weg zum Museo Maritimo de Ushuaia von unserem Apartment ansieht, kommen Zweifel. Das ist ein gutes Stück entfernt. Aber egal: Wir haben ja viel Zeit. Unten am Hafen gucken wir erstmal Touristen, Hamburg Süd Container und Schiffe an, bevor wir uns auf den Weg machen. Aber dann wird wieder einmal klar: Die südlichste Stadt der Welt ist winzig.
In wenigen Minuten stehen wir vor dem großen, halbsternförmigen Gebäude, das früher berüchtigtes Gefängnis, heute Museum ist. Zwei Stunden schlendern wir durch die unterschiedlichen Trakte, sehen Gefängniszellen an, lesen viel über die Lebensumstände der Gefangenen (alle Texte auf Spanisch und Englisch) und betrachten frühe Fotografien, bevor wir in einen original erhaltenen Trakt gucken. Erst da wird so richtig klar, wie jämmerlich das Leben hier war. Von 1896 bis 1947 lebten hier Verbrecher. Es gab nie eine Mauer oder einen Sicherheitszaun, weil Ausbrüche meist damit endeten, dass sich die Gefangenen freiwillig wieder einfanden. Wohin hätten sie von Feuerland fliehen sollen?
Aber nicht nur das Straflager ist heute im Presidio zu sehen. Neben einer Kunstausstellung (kaum erwähnenswert) gibt es zu zwei Themen gute Überblicke: die Geschichte der Seefahrt rund um Kap Horn mitsamt den damit verbundenen Katastrophen und die Erforschung der Antarktis. Viele Dokumente wurden zusammengetragen und hier zu einer beeindruckenden Ausstellung kuratiert. Das Museum gehört uns fast allein. Nur eine Handvoll Touristen findet den Weg hierher.
Das hat sicherlich damit zu tun, dass die meisten Besucher nur ein, zwei Tage in Ushuaia verbringen. Wir sind die Ausnahme. Bei gutem Wetter laufen wir wieder Richtung Apartment. Vor der Tür ein amerikanisches Ehepaar aus San Francisco, das gerade aus El Calafate eingeflogen ist und Vermieter Freddy sucht. Von dem müssten wir heute auch noch hören, denn morgen sollen wir ja ins Hotel umziehen. Mal sehen, wie sich das alles entwickelt. Wir sind noch ganz entspannt. Es bleibt uns ja auch nichts anderes übrig.