Markt & Mehr & Stroganoff

Jeder, der bei halbwegs klarem Verstand ist, weiss, dass man nichts niemals übertreiben sollte. Dieses Gen fehlt uns. Denn wir haben schon wieder Lust auf eine Golfrunde. Um das ein wenig zu kaschieren, gucken wir erst einmal auf den Gipsy Markt in Odiaxere. Der findet nur einmal im Monat statt, also müssen wir da zwingend hin. Natürlich treffen wir dort wieder auf XYs. Wir kichern über das Angebot, trinken einen Kaffee und machen uns auf den Weg zum Golfplatz. Was für ein schönes Wetter! 18, 19 Grad, Sonnenschein, ein paar Wolken. Wunderbar. Wir spielen unsere Runde mit Genuss und fühlen uns anschliessend scheppernd über den Tisch gezogen: Auf der Terrasse des Pennina Hotels bezahlen wir für zwei Glas Weisswein und eine Portion Pommes 15 Euro. Haben die sie noch alle?

 

Zuhause haben wir gerade mal ein Stündchen zum Ausatmen, dann  geht es auch schon wieder los. Um sieben sind wir mit den XYies bei Steve verabredet. Dem Schotten haben wir Beef Stroganoff und Röstis zu einem grünen Salat verordnet. Und es ist wieder einmal grossartig. Über Steve erfahren wir ein bisschen mehr: Der Schotte hat Koch gelernt, sich nach der Ausbildung zehn Jahre in Britannien verdingt: Cornwall, Patissier bei Harrod’s in London, weitere Stationen mit besten Referenzen. Dann ist er nach Amerika abgehauen, hat neun Jahre in Kalifornien gearbeitet. In Napa Valley bei Robert Mondavi. Erstklassige Adresse. Und nun seit ein paar Jahren in Portugal.

 

Demnächst ist ein Besuch in Recife geplant, der Heimat von Sonia. Die war mal mit einem Deutschen verheiratet, hat in Hamburg und Salzhausen in der Heide gelebt. Zwei Söhne, beide heute in Portugal. Da betreibt auch der Ex ein Restaurant.

 

Als wäre das nicht schon alles genug Lebensgeschichte, taucht in der Kneipe auch noch Chris auf. Der drahtige Engländer erklärt uns mal, wie blöd der Brexit aus britischer Sicht ist. Ab Ende des Jahres wird er nur noch 90 Tage am Stück in Portugal bleiben dürfen. Hat das Schengener Abkommen bisher dafür gesorgt, dass EU-Bürger sich innerhalb der Union herumtummeln können, spricht der Brexit eine andere Sprache. Eine, davon ist Chris überzeugt, die über die Hälfte aller Briten nicht sprechen können oder wollen. Er hat seit Jahren eine Wohnung Lagos, sieht aber schwarz, was die Zukunft angeht. „Ich werde nach 90 Tagen mit dem Bike durch Europa fahren und dann für die nächsten 90 Tage zurückkehren“‚, erzählt der 70-Jährige.  Der Brexit, das ist mal klar, ist aus seiner Sicht einerseits idiotisch, wenngleich er andererseits auch Verständnis hat: „In Mittelengland gibt es nur noch Immigranten. Die meisten aus Polen. Die Engländer dort haben Angst vor Überfremdung. Deshalb haben sie für den Brexit gestimmt.“ Nur die wenigsten seien sich der Konsequenzen bewusst.

 

Steve, Chris und wir lamentieren über Profitroles noch über politische Entscheidungen, dann wird es Zeit zu gehen. Freitag werden wir wieder hier sein. Zu Osso buco und Bandnudeln. Wenn Steve Lust hat, wird er die Pasta selbst machen…

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