Lettland intensiv

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Wir sollten dem dicklichen Litauer, dessen Calvin-Klein-Unterhosenbund nur dürftig das fehlenden Stoffstück zwischen zu engem t-shirt und labbriger Camouflage-Jogginghose zu überbrücken versuchte, dankbar sein: Weil er uns das letzte Zimmer im Gasthaus mitten in Ventspils weggeschnappt hat, haben wir grüne Männchen kennengelernt: Eine dreiköpfige Familie aus Litauen, Vater und Sohn in Froschgrün mit heimatlicher Landesflagge, Mutti im ebenso grünen Rock. Herzensgute Menschen, die ihrem Zwerg eigentlich Sommerferien in Amerika gönnen wollten, nun aber wie wir durch das Baltikum gondeln.

 

Nachdem wir gestern Abend schon bei Marta nett miteinander geplaudert haben, treffen wir die Grünen heute am Kap Kolka wieder. Die 80 Kilometer dahin parallel zur Ostsee waren bemerkenswert: Dichte Fichtenwälder, gute Straße – und kaum eine Menschenseele. Wenn wir auf der ganzen Strecke 20 Autos getroffen haben, ist das viel. Dazu vielleicht noch drei, vier Radfahrer – aus.

 

Dass wir dennoch als erste Menschen am Kap unsere Grünen wiedertreffen, grenzt fast schon an ein Wunder. Wir reden in einer abenteuerlichen Mischung aus Deutsch, Englisch und Russisch miteinander und verstehen uns blendend. Nachdem wir das höfliche Trio am Schnittpunkt von wilder Ostsee zur beruhigten Rigaer Bucht fotografiert haben, gibt mir der Bengel das schwitzige Händchen, macht einen Diener und sagt „danke“. Niedlich!

 

Unsere Tour geht nun entlang dem wesentlich ruhigerem Ostseewasser weiter über die Dörfer. Mal halten wir in einem Ort, mal an einem malerischen Café. Unberührte Natur überall, bis wir uns langsam Riga nähern. Da wird es dann belebter; plötzlich gibt es Hotels und Restaurants, in Jumala, der „lettischen Riviera“, mondäne Villen von gestern und heute.

 

Gegen halb sechs stehen wir vor unserem Hotel, das wir für drei Nächte gebucht habt. Das Riga Islande Hotel hat angeblich 4,5 Sterne, einige davon gut verborgen. Aber es ist ok: Liegt am Fluss direkt gegenüber der Altstadt, die Zimmer sind groß und sauber, wifi funktioniert gut.

 

Natürlich haben wir Hunger. Das Auto soll erst mal bleiben, wo es ist. Große Lust, zu Fuß in die Altstadt zu laufen, haben wir nicht. Uber gibt es leider nicht, auch Grab ist nicht in Riga vertreten. Aber Bolt: Neue app, neuer Transporteur. Funktioniert natürlich alles gleich und alles gleich gut. Der Fahrer ist pünktlich und bringt uns in die enge Altstadt. Die Fahrt kostet knapp 4 Euro – sehr gut. Nach drei, vier Ecken finden wir einen Laden, der uns was kocht: Wir sitzen auf der Terrasse, trinken ein Bier und verschnaufen. Offensichtlich brauchen wir einen kleinen Urlaub vom Reisen…

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