Wenn man ein bisschen dösig ist, kann es schon einmal passieren, dass man Le Tréport mit Étretat verwechselt. Mir passiert das manchmal. Dabei sind beide Orte grundverschieden. Wir sind definitiv mal wieder in Le Tréport und der Himmel zeichnet in rasender Geschwindigkeit die unterschiedlichsten Bilder. Von sonnigem Blau bis zum beängstigenden Anthrazit wird alles offeriert. Wir finden es toll. Die Unveränderliche ist die Farbe des Meeres: Sattes Türkis.
Zum Frühstück klettern wir von unserem Hügel in die erste Bar. Dreimal Luft holen, und man ist sturzbetrunken. Mit dem anderthalbten Atemzug stehen wir wieder im Freien. Direkt nebenan eine andere Bar, wesentlich solider. Es gibt zum Café brandheisse Croissants und entzückende Gesellschaft. Alles Einheimische, die hier täglich einkehren. „Comme d‘habitude?“ „Comme d‘habitude.“ Alles wie immer, mehr müssen sich Gast und Chef nach dem Begrüssungshandschlag nicht sagen. Uns gefällt es hier, aber wir müssen raus ins Leben.
Das trifft uns vor der Fischhalle auf dem Wochenmarkt. Obst, Gemüse, viel Getier, ein paar Klamotten. Das Ganze höchst gelassen. Auch bei den Fischern gibt es keine Aufregung. Fotos? Ja, gern. Die Krustentiere sind toll, Plattfische liegen neben Bergen von Coquilles, Hausfrauen schnattern und feilschen. Schade, dass wir gerade keine Küche haben…
Draussen beim Leuchtturm weht ein kräftiger Wind. Aber der passt gut zu den schroffen Steilküsten. Dazu passen auch die Fischer, die von der Pier angeln. Und die kleine Hunde, die wohl wegen des Wetters in Armbeugen kuscheln und keinen Schritt tun müssen.
Mittags erholen wir uns bei einem Baguette mit Paté und mehr zu Wasser und Pfefferminztee einen Moment im Hotel. Die Jacken sind kaum wieder trocken, da sind wir auch schon wieder unterwegs.
Ziel ist das andere Ufer, les Bains mit seinen attraktiven Jugendstilhäusern. Bei den hier herrschenden klimatischen Verhältnisse muss das Kunterbunte sicherlich jedes Jahr überpinselt werden. Hier ist gerade wesentlich weniger los als in Le Tréport. Ein paar einzelne Spaziergänger, wenige Surfer, die sich in die kalten Fluten werfen. Und wir natürlich.
Warum sind wir eigentlich so platt? Das iPhone berichtet: Über 14 Kilometer gelaufen. Also kein Wunder, aber ein Grund, noch mal einen Moment die Füsse hochzulegen. Schade, dass wir nirgendwo einen Traiteur mit gebratenen Hühnern ausfindig machen konnten. Denn die grosse Lust auf ein Restaurant haben wir gerade nicht. Derweil sind unsere xies schon in Faro gelandet und bereiten die Algarve auf uns vor. Wir müssen auch noch mal gucken, wie es morgen weitergeht. Es bleibt spannend.