Während sich Juan ins pralle Leben stürzt, um mit Nissan übers Grauchen zu sprechen, räume ich noch ein bisschen in der Wohnung rum und gehe dann zu unserem Doorman. Jesus, der Vermieter, hat einen Alejandro benannt, falls in der Wohnung irgendetwas nicht klappt. Die Dusche fällt aus der Wand, die Waschmaschine geht in der Küche spazieren. Also: Alejandro. Der Doorman scheint mir etwas neugierig, denn er will genau wissen, was ich von dem Herrn will. Wollen wir mal nicht so sein… Die Probleme sind ja überschaubar. Das findet auch der Doorman, denn nach meinen Erklärungen stellt er sich vor: „Ich bin Alejandro.“ So isses, mein schönes Argentinien 🙂
Alejandro schickt Delima und der sich an, alles zu richten. Ein Stündchen später ist alles tipptopp. Auf der Suche nach einem Supermarkt merke sogar ich ein paar Minuten später, wie es sich mit dem Straßenverkehr hier verhält. Ich muss über den Paseo Colon, alles in allem zehnspurig. Augen überall, vor allem auf die Ampeln – und los. Erst auf dem Rückweg sehe ich in der anderen Richtung Fussgängerampeln. Da weiß man wenigstens ungefähr, wo die Gefahr lauert. Den Paseo in einer Ampelphase zu überqueren, bedeutet allerdings einen Sprint. Aber es gibt Verweilinseln. Und natürlich ein paar Fahrer, die einfach weiterfahren. In Buenos Aires passt man besser höllisch auf, wenn man auf den Straßen unterwegs ist.
Jedenfalls finde ich meinen Supermarkt. Ein Chinese, wie fast alle Märkte außer den großen Ketten hier. Der hat alles, nur kein Pulver für den Geschirrspüler. Eine Dame rät mir, einfach Waschpulver zu nehmen… Ein Vertreter, der gerade die Bestellungen des Chinesen aufnimmt, kann das Pulver zu Mittwoch besorgen. Dem Chinesen ist es ein bisschen unheimlich, dass ich Geschirr mit einer Maschine waschen will, aber er bestellt mir mein Pülverchen.
Wieder zuhause und keine Spur von Juan. Erst gegen eins trudelt er ein, sichtlich ermattet vom mörderischen Verkehr in der Stadt. Es sind ja nicht nur so viele Autos und Busse, es sind ja vor allem so viele Wahnsinnige unterwegs. Mal einen Moment am Steuer träumen? Dann bist du hier erledigt.
Während der Kaffee durchläuft und die Eier braten schreibe ich schnell einen Geburtstagsgruss an Freundin Lisa. Wir haben uns 25 Jahre nicht gesehen. Ist das zu fassen? Aber nächstes Jahr, nächstes Jahr…
Bevor wir uns auf den Weg nach San Telmo machen – die Monatsmiete für den Parkplatz muss noch bezahlt werden, 1700 Pesos – inspizieren wir unser Apartmenthaus. Schöner Pool mit kaltem Wasser, gutes Gym. Mal gucken, wer was wann nutzt. Pool ist 24 Stunden zugänglich, Gym auch, mal muss aber den Schlüssel holen und zurückbringen.
Erst einmal rüber ins „Dorf“. Nach wie vor sind wir ganz verliebt in den maroden Charme San Telmos. Früher sind wir ja immer in Palermo, einer Art Eppendorf in groß, gelandet, aber hier ist es viel lustiger. Geschäfte mit der Garage erledigt. Es ist mit 28, 29 Grad warm und unter dicken Wolkenschichten drückend. Der richtige Moment für ein Bier. Genau während dieser Überlegung, wir stehen gerade an der Ecke Belgrano, fängt es an, wie aus Eimern zu schütten. Klitschnass retten wir uns in einen Pub. Toller Laden, rammelvoll und gut gelaunte Leute. Wir bleiben ein Stündchen oder so und spazieren dann gemütlich nach Hause.
Juan guckt eine Art Plasberg im Fernsehen, ich die Wochenshow auf dem iPad. Zwischendrin unterhalte ich mich via whatsapp mit meinem Bruder über weihnachtliche Rezepte. Was wir wohl kochen werden? Mal sehen…