Wir haben uns bereits in Kerfissien eingelebt. Kerfissien? Ein Vorort von Cléder an der bretonischen Ärmelkanal-Küste.
Zu viert haben wir hier mit den Xies ein Haus gemietet. Ganz modern, nagelneu, erst im Juni fertiggeworden. Es liegt rund 200 Meter vom Meer entfernt, ist perfekt ausgestattet und super für vier geeignet. In der Nähe, im Umkreis von 10, 12 Kilometern, gibt es alle möglichen Einkaufsmöglichkeiten, fast täglich irgendwo einen puscheligen Markt. Aber den alltäglichen Rhythmus geben Wolken und Gezeiten vor.
Auch wenn wir tagsüber meist getrennt auf Entdeckungstouren gehen, laufen wir vier uns immer irgendwo über die Füsse. Mal in einem Dorf, mal in einer Bucht, oft in einem Café. Aber bisher haben wir immer zusammen zu Abend gegessen, gekocht oder irgendetwas vom Traiteur erstanden. Gemeinsam Weine geköpft und ordentlich gelacht.
Das Gebiet, in dem wir uns befinden, ist hinreissend. Je nach Stand der Tide ändern sich Ansichten und Möglichkeiten. Gestern sind wir zum Beispiel übers Meer gegangen: durchs Watt auf die Île de Sieck. Oder wir kraxeln über immense Steine am Meer. Kann auch passieren, dass man einfach nur auf ein Artischockenfeld starrt und das hochbeinige Gemüse bewundert. Auf dem Boden krabbeln Kürbisse vor der Kulisse traumschöner Steinhäuser. Und wir schlendern durch die Gassen von Roscoff, besuchen die Kirche und den Hafen, checken die Abfahrten zur île de batz – und finden uns letztlich zu viert wieder in der Crêperie Maria Stuart, in der wir den Kir Breton entdecken. Cidre mit Cassis. Wobei: Der Kir pêche ist auch etwas Feines.
Ganz plötzlich bremsen wir später mal vor einem beeindruckenden Restaurant am Meer, dem La Corniche, dann wieder reiben wir uns die Augen über den pastellfarbenen Zuckerbäckerstil eines Fin-de-Siègle-Hotels. Oder suchen gemeinsam mit einem ausgesprochen servilen Baumarktmitarbeiter nach einem Schräubchen, das sich bei uns gelockert hat (und nein: Das muss man nicht kommentieren).
Theoretisch könnten wir täglich Austern oder immense Plats de fruits de mer essen, aber das tun wir wegen des zu erwartenden Eiweissschocks dann doch nicht.
Manchmal sitzen wir auch einfach nur auf einem Stein, einer Düne und atmen das Meer ein. Das ist ebenso schön wie die Spielabende, die gerade etabliert werden. 10000 zu viert mit sieben Würfeln… Mr. Xie, der Spielen eigentlich doof findet, gewinnt oft. Zu oft. Man wird sehen. Noch haben wir ihn nicht am Canasta-Tisch,
Bisher zeigt sich die Bretagne durchweg von ihrer schönsten Seite. Genussvoll werden wir diese Linie weiter verfolgen.