Morgens um sieben haben wir zwei Grad in Dijon. Zwei! Da muss man schon mal genau überlegen, was man vorhat. Dijon ist so etwas wie ein Scheideweg: Fahren wir nach Osten, also nach Italien, oder nach Westen Richtung Spanien? Letzteres gewinnt, weil wir irgendwann auch einmal wieder Golf spielen wollen. Daran ist bei diesen arktischen Temperaturen natürlich überhaupt nicht zu denken! Aber trotzdem nach Südwesten über Umwege auf die Pyrenäen-Strecke über Perpignan.
Erst aber haben wir vor, uns noch ein bisschen im Mittelalterlichen umzutun. Doch nun setzt auch noch fieser Regen ein. Das bessert sich auf den ersten 50 Kilometern auch nicht wesentlich, ist aber nicht der Grund, den Spaziergang durch Beaune ausfallen zu lassen. Hier ist an diesem Sonntag einfach zu viel los. Eine 2CV-Rallye, ein Markt, kein Parkplatz – au revoir.
Wir folgen der „Route des Grands crus“, bewundern Ranaissance-Schlösser aus der Ferne und halb verfallene Dörfer aus der Nähe, queren die Saone und die Loire, passieren wunderbare Weinbaugebiete, die Bourgogne-Kennern sicher vor Begeisterung die Tränen in die Augen treiben. Ich bin ja schon froh, dass ich wenigstens den Meursault kenne…
Weiter, weiter nach Süden. Freund Jo hat Moulins empfohlen. Aber auch da ist es eisig kalt und der Wind pfeift durch die mittelalterlichen und romanischen Gemäuer. Der sonntägliche Markt wird gerade abgebaut, was immer deprimierend ist, als wir schlotternd vor Kälte in den Dom laufen. Ich will gerade meine Sonnenbrille abnehmen, als ich merke, dass ich gar keine auf der Nase habe: die Kirche ist einfach furchtbar dunkel. Schnell irgendwo bei einem Kaffee aufgewärmt und weiter Richtung Sonnenschein. Ein bisschen haben wir gerade die Nase voll von den kurvigen Strassen, aber noch mehr ist es die Wetterlage, weshalb wir uns entschliessen, ein Stück Autobahn duch die Auvergne zu fahren. Die Vulkan-Landschaft ist beeindruckend, das Thermometer fällt.
6,40 Euro Péage später wieder auf der Landstrasse erwischt uns hinter Murat in den Höhen der Auvergne doch tatsächlich noch eine Art Hagelsturm. Na, entzückend… Die Region ist berühmt bei Kletterern und Wanderfröschen. Heute ist allerdings kein Mensch unterwegs. Auch die Radfahrer sind zu Hause geblieben, also haben wir freie Bahn. Und ein Auto mit Sitzheizung…
Unser Ziel ist Aurillac. Weil es mitten in den Bergen der Auvergne liegt und so schön klingt. Viel mehr wissen wir nicht. Die Fahrt führt uns durch pintoreske, schon sehr grüne Landschaften. Auf den Höhen liegt Schnee, was wir zur Kenntnis nehmen, aber nicht sonderlich toll finden. Auf der Landstrasse checken wir schon mal ein paar Hotels – alle zu; die nächste Saison beginnt frühestens Mitte Mai. Aber Aurillac ist mit 23 000 Einwohnern und einigen Herbergen gross genug. Was wir nicht geahnt haben: das Kaff ist mächtig hässlich! Am Ortsrand checken wir in ein Hotel mit Restaurant, das Campanile für 45 Euro. Zimmer sehr in Ordnung. Essen erstaunlich gut. Wir sind mal wieder fix und fertig und überlegen, wohin es morgen wohl gehen wird. Carcassonne? Oder doch direkt ans Mittelmeer? Wir befinden uns ungefähr auf der Höhe von Bordeaux und Turin, also relativ südlich. Der Wetterbericht wird morgen eine entscheidende Rolle spielen…