Der Unterschied zwischen Rosie und einem Hotel ist vor allem, dass man im Auto lebend morgens viel schneller in Gang kommt. Hier im Hotel drömmeln wir rum, holen Kaffee aus der Lobby, gucken den Wasserflugzeugen bei Start und Landung zu, lesen Zeitungen und Mails – es ist wirklich, wirklich nicht anstrengend.
Gegen halb elf trödeln wir doch mal los, frühstücken opulent in einem putzigen Café (immer noch keine Joints, dafür legen die görls Patiencen) und beschliessen dann, ham & eggs & toasts wieder abzulaufen. Ein Trail, nur einen Kilometer entfernt, führt zum Strand. Wir finden den Weg und machen uns durch dichtes Blattwerk auf den Weg.
Eines muss ich hier mal sagen: Es ist bekannt, dass sich Bären und Wölfe und anderes Getier hier herumtreiben – das ist mir als praktizierendem Jammerlappen keineswegs egal. Ich höre jedes Knacken, jeden Windstoss, sehe Höhlen, in denen es ganze Bärenfamilien prima gemütlich hätten.
Wir pirschen uns Meter um Meter durch unwegsames Gelände, freuen uns schon auf den Strand, das Meer, die Wellen… Pustekuchen: Irgendwann ist der Trail einfach geschlossen, wir müssen umkehren. Das hätten sie wirklich schon mal oben am Parkplatz erwähnen können. Armleuchter! Etwas ausser Atem, aber anderen Wanderern als naseweise Informationsquelle hilfreich, kommen wir wieder an den Ortsrand. Es ist übrigens sommerlich warm, also Zeit, sich nach der Wanderung zu erholen.
Wir vertrödeln den restlichen Nachmittag mit Blick auf den Hafen, korrespondieren wegen einer Verbindung nach Norden mit BC Ferries und raffen uns dann auf der Suche nach einem Restaurant für den Abend wieder auf.
Aber erst einmal bei Sonnenuntergang auf die Pier. Ein entzückender indianischer Ureinwohner zeigt mir eine Möwe, die Krabben und anschliessend eine Tüte fängt. Die Reste werden von einer Krähe vertilgt. Der Mann bringt seine Kinder gleich zum Baseball auf eine Nachbarinsel: nur 45 Minuten.
Hier kommt man übrigens schnell und mit jedem ins Gespräch. Fällt mir irgendetwas an irgendjemandem auf, spreche ich ihn an, umgekehrt genauso. Viel small talk, viel Gelächter und mehr Information, als in jedem Reiseführer.
Entweder, einem peitscht der Blutdruck hier auf 180 hoch – oder senkt sich auf Normalmass. Meiner weiss, dass das hier alles ungefährlich ist, bleibt also im grünen Bereich. Der Puls versucht zeitgleich, mal mit 65 Schlägen klarzukommen. Ein Wunder!
Zum Dinner wollen wir eigentlich in den Schooner, doch der ist hoffnungslos überfüllt. Also zu einem Fischhändler, eine Art Sylter Gosch in Tofino. Juan ist begeistert von seiner seafood chowder, mein Krabbencocktail ist auch nicht ohne. Danach gibt es verschiedene, geräucherte Fische, für mich eine Krabben-Bruschetta. Alles fein, dazu heimisches pale ale.
Kurz nach zehn macht der Laden zu – wir schlendern nach Hause, kaufen im Liquor store noch ein Fläschchen Grand Marnier und sind uns klar darüber, dass es uns grooooossartig geht.