Den Plan, ganz gemütlich und ausschließlich über Landstrassen nach Norden zu fahren, hat der Regen ertränkt.
Statt eines Halts in Südtirol finden wir uns in der Nähe von Innsbruck, in Inzing wieder. Übernachten in Stollbergs Gasthof, der uns allerdings wegen der entzückenden Seniorwirte, der hervorragenden Küche und des ausgezeichneten Frühstücks in Erinnerung bleiben wird.
Hatten wir auf Sizilien Spitzenwerte von 44,5 Grad, klappern wir bei 10,5 in Österreich. Lange Hosen und Hoodies – schon fast in Vergessenheit geraten, nun aber hilfreich.
Übrigens haben wir auf unserer zehnwöchigen Reise kein einziges Mal einen Corona-Impfnachweis vorzeigen müssen. Auch die ordnungsgemäß für Italien und Südtirol ausgefüllten elektronischen Einreiseformulare wollte kein Mensch sehen. Haben wir uns in Italien daran gewöhnt, standardmäßig eine Maske zu tragen, ist das in Österreich nicht mehr nötig. Und in Deutschland? Wir rutschen bei Garmisch-Partenkirchen über die Grenze. Und da sind sie wieder: Maskierte Menschen an den Tankstellen und im Einzelhandel. Also alles wie in Italien…
Nur nicht das Wetter. Schon südlich der Alpen wurde es mieser, jetzt in Bayern ist es auf den Weg, richtig doof zu sein. Statt der Fuggers in Augsburg und der Würstchen in Nürnberg suchen wir kurz vor Würzburg eine Bleibe. Unser Zielort wird Flachslanden und da das Gasthaus Rose. Eine echte Entdeckung. Ganz ohne Chichi, völlig bodenständig. Das Zimmer kostet 80 Euro, was querab von Rothenburg op der Tauber ausgesprochen günstig ist. Der besondere Reiz für Juan steht auf der Schiefertafel an der Hauswand: Heute Schlachtschüssel.
Wir atmen zweimal durch und werfen uns früh in die Schüssel. Daran gewöhnt, dass in Italien die meisten Restaurants gegen 20 Uhr öffnen, befinden wir uns wieder in der deutschen Gegenwart: Im Rose macht die Küche um 20 Uhr zu (öffnet dafür um fünf). Der schwergewichtigste Wirt ist gleichzeitig der Koch und bereitet die Schlachtplatte für Juan und das Wiener Schnitzel für mich zu. Außer uns gibt es zunächst noch zwei Gäste: Einheimische, die stumm in ihre Biere glotzen. Bis einer nach vielleicht zwanzig Minuten mit einer eleganten Bewegung und einer Fliegenklatsche eine der allgegenwärtigen Fliegen vernichtet: „I hob di.“ Danach wieder Schweigen. Aus dem plötzlich eine Diskussion über Zaunbefestigungen aus China herausbricht. Nach sechs, sieben Minuten ist wieder Ruhe. Der eine geht, der andere bleibt. Alltag in Flachsenlanden.
Nach einem Frühstück, das keine Oma besser hingekriegt hätte und der dicke Wirt wegen der Monteure ab sechs serviert, machen wir uns früh auf den Weg. Der Kompass unseres besonders dämlichen Navigationssystems zeigt nach Norden. Bayern und Franken nehmen kein Ende. Vorbei an immer noch blühenden Sonnenblumenfeldern und durch dunkle Wälder schlängeln wir uns nach Thüringen.
Der Regen kommt und bleibt. Es reicht. Autobahn! Das geht bis Hannover recht gut, dann machen wir wegen eines Megastaus einen Schlenker in die Provinz. Nützt nichts: Viele, viele Autos, Lkws, Wohnmobile und – meine besonderen Freunde – Gespanne verstopfen die Straßen. Dazu Regen, Gewitter, entsprechende Laune. Kurz vor sechs die Elbe. Na, Perle, wie war‘s ohne uns?