Tatsächlich waren wir schon wieder auf dem Weg: Käffchen im Dorf um die Ecke, weil’s ja so schön bequem ist, einfach über den Paseo Colon in San Telmo einzufallen. Aber dann haben wir uns doch aufgerafft. Man muss ja auch mal was anderes sehen. Damit wir nicht gleich fix und fertig und wie durchs Wasser gezogen in der Innenstadt ankommen, nehmen wir für zwei Stationen den Bus. Öffentliche Verkehrsmittel sind in dieser Stadt unvorstellbar billig: pro Fahrt zählt man zwischen 30 und 50 Cent, je nachdem, wo man hin will. Allerdings fürchten die porteños, dass die hohen Subventionen bald fallen könnten.
Wie auch immer. Wir atmen Großstadtluft im Zentrum, laufen ein paar Stunden einfach nur durch die Gegend. An einigen Ecken liegen noch Papierschnipsel: Es ist hier Sitte, zum Neujahr die Buchführung des Vorjahrs zu zerreißen und aus dem Fenster zu werfen 🙂 Wie das steuerlich Sinn macht? Keine Ahnung.
Buenos Aires ist ein bisschen wie New York. Man mag es – oder eben nicht. Für Grauzonen ist da wenig Raum. Ich finde die Stadt toll! Die Boulevards, die Avenuen, die Straßen und Gassen: Sogar an diesem Brücken-Samstag, an dem fast alle Geschäfte geschlossen sind, swingt für Stadt. Auf der Avenida de Mayo gucken wir mal bei Tortoni vorbei: Erwartungsgemäß hat sich vor dem berühmten, historischen Café eine lange Schlange gebildet. Macht nichts, frühstücken wir eben eine Ecke weiter, bewacht von der überall präsenten Polizei. Über 20 000 Polizisten gibt es in Buenos Aires. Besonders in den Touristenzentren sind sie überall sichtbar.
Wir schlendern gemütlich Richtung Kongress und bewundern die traumhaften Fassaden der Jugendstil- und Artdeco-Bauten. Ach, so hübsch! Neben dem Kongress gucken wir noch kurz in ein Kino, in dem ausschließlich argentinische Filme gezeigt werden, werfen noch einen Blick auf das Molino, das legendäre Café, das jetzt offenbar vor dem Untergang durch Restaurierung gerettet wird. Auf der Rivadavia shoppen (!) wir ein bisschen Obst, schnappen ein klimatisiertes Taxi und fallen erst einmal völlig erschöpft zuhause in die Kissen.
Kurz vor sieben klingelt es: Teresa und Federico, mit denen wir zum Essen verabredet sind. Juan hat einen Tisch in der schicken Parrilla Del Sur, Ecke Mexico und Peru, bestellt. Wir schlemmen und schnacken bis nach Mitternacht. Auf dem Weg zu Fuß nach Hause kommen wir an „unserer“ Meile auf der Chile vorbei. Hier ist auf dem Trottoir jeder einzelne Platz besetzt. Durch die fröhliche Menge Bahnen wir uns lächelnd den Weg nach Hause…