Wir mailen jeden Tag, manchmal mehrfach, mit den jungen Holländern, die unser Grauchen gekauft haben. Mal brauchen sie Maße für Gardinen, mal die des Gasadapters.
Heute ist nach den Feiertagen der erste reguläre Arbeitstag hier in Buenos Aires. Ich telefoniere mit Muzio vom Zoll, aber telefonisch kann er mir nichts sagen, ich soll nachmittags vorbeikommen. Juan findet das zwar Quatsch, weil wir ja Anfang nächster Woche mit den Holländern sowieso zu ihm, dem Chef dieser Zollbehörde, müssen, aber ich mache mir einen Termin. Dass Juan nicht mit dem Mann spricht, hat den Huntergrund, dass unter Argentiniern immer Betrug gewittert wird. Da bin ich unverdächtig.
Nach einem Frühstück irgendwo Richtung Innenstadt und einer Verschnaufpause zuhause, weil uns das drückende Wetter zu erschlagen droht, machen wir uns per Taxi auf den Weg. Juan warte in einer Bar gegenüber im Kreuzfahrtterminal.
Das kleine Büro, das nur über eine schmale, geländerlose Treppe zu erreichen ist, ist heiß und voll mit Lastwagenfahrern, die ihre Container abfertigen müssen. Irgendwann hat Señor Muzio für mich Zeit, ist nett und eloquent wie beim letzten Mal. Ich schildere ihm die Situation, er sagt – nein. Einfach nur nein. Das ginge nicht. Man könne keine Vollmacht an einen anderen übertragen, wenn der ursprüngliche Besitzer nicht anwesend sei. Unser Franzose mit Wohnsitz Vancouver ist, zurück aus Asien, in Paris. Und denkt an Vieles, wovon Argentinien überhaupt kein Gedanke ist. Muzio will noch einen anderen Experten hinzuziehen, der gerade noch beim Mittagessen ist. Gegen vier trudelt der ein, gleiches Ergebnis. Nach argentinischem Recht ist Francis noch immer der Besitzer. Er kann verfügen, niemand sonst, basta…
Es haut uns fast aus den Puschen, aber – was sollen wir machen? Sofort nach Hause, sofort Kontakt zu Francis in Paris und Thomas in Groningen aufgenommen. Die armen Holländer sind natürlich auch entsetzt. Francis, wie immer, versteht zunächst das Problem nicht. Ich verklickere es ihm nochmal haarklein, bis er es kapiert. So. Deal kurz vorm Platzen.
Wir auch. Aber was sollen wir machen? Wir sind in einer panamericana traveller Gruppe, suchen da Rat. Das tun die Holländer auch, wir treffen einander auch dort bei denselben Experten.
Für die beiden ist die Situation natürlich auch fatal. Sie sitzen quasi auf gepackten Backpacks. Jetzt müssen sie umdisponieren, werden wohl nach Santiago fliegen. um dort ein Auto zu kaufen. Zum Glück haben sie sonst noch nichts gebucht und gemacht. Selbstverständlich kriegen sie sofort ihre Anzahlung zurück.
So. Nun sitzen wir also in Buenos Aires, haben einen Rückflug für den 21.1. und ein Auto, das bis August im Land bleiben kann. Das aber offiziell von niemandem außer uns gefahren werden darf – schon mal überhaupt nicht über eine Grenze.
Wie soll man da gut schlafen können…