Georgia’s on our mind

Ein langer, langer und schöner, schöner Tag liegt hinter uns. Kurz nach sechs sind wir im Beachcomber in Panama City Beach aufgewacht, haben mit einem Becher Kaffee in der Hand noch einen Blick auf den Golf von Mexiko geworfen, unsere Klamotten zusammengepackt, ausgecheckt und getankt.

 

Halb neun sind wir auf dem Highway. Trotz dunkler Wolken und der Ankündigung von Regen wollen wir keineswegs direkt via Interstate 10 nach Osten fahren, sondern programmieren unsere Uschi auf Eastpoint, einen kleinen Ort am Golf, den wir über den Highway 98 erreichen. Anfangs gibt es an diesem Samstag noch relativ viel Verkehr: pick ups mit Wohnwagen, Booten, beidem. Unser blauer Nissanfrosch ist fast der einzige Compact auf der Straße, die eindeutig den SUVs, pick ups und Trucks gehört. Da das Benzin hier immer noch billig ist, können unsere amerikanischen Freunde bei 2,69$/Gallone auch schon mal ein größeres Modell über die Highways bewegen. Und genau das tun sie auch.

Die Fahrt am Golf entlang ist wunderschön: Wir durchqueren Sümpfe und Urwälder, die meisten als States Parks ausgewiesen, grün in allen Schattierungen und nahezu undurchdringlich. Ab und zu sieht mal ein Waschbär nach dem Rechten, sonst bleibt es ruhig. An einer Tankstelle gibt’s eine Kaffeepause mit Fertigsandwiches – kulinarisch ein Alptraum.

Natürlich sind auch in dieser Gegend vor 200, 300 Jahren Siedler aus der alten Welt angelandet. Aber welcher Mut, vor allem: welche Fantasie hat dazu gehört, sich hier lebenswerte Räume zu erschließen. Ein paar historische Häuser säumen Ufer und Strassen, aber auch Unwetter-Opfer sind zu sehen: Boote und Häuser, denen nach Stürmen in Hurrikan-Stärke nicht mehr zu helfen ist. Wir sind trotzdem ganz begeistert von allem, was wir sehen, besuchen mal einen kleinen Hafen, bleiben aber überwiegend auf dem Highway.

Wohin? Nach Talahassee, in die Hauptstadt von Florida? Och, nö… Dann lieber gleich Richtung Ozean, also nach Jacksonville, einmal quer durch den Bundesstaat. Dazu landen wir dann doch auf der Interstate. Auf dem Weg dahin trauen wir unseren Augen nicht: Irgendjemand hat links am Straßenrand, hinter einer unscheinbaren Kurve, einen Friedhof für alte Autos eingerichtet. Der sieht noch irrer aus als der Cadillac Friedhof in Texas! Wir bremsen, fahren zurück, fotografieren und sind uns einig, dass hier das richtige Motto gefunden wurde: May you rust in peace…  Meile um Meile geht es dann weiter durch State Parks, über Brücken, Flüsse und Creeks. Das Auge bekommt in dieser tollen Gegend viel zu sehen! Je näher wir dem Atlantik rücken, desto klarer wird das Wetter. Auch an der Ostküste ist es affenheiss, mit Temperaturrekorden wird gerechnet. Aber dazu weht immer ein kleiner Wind.

Jacksonville reizt uns nicht die Bohne, wir fahren am Rand vorbei und sind bald in Neptune Beach. Das Meer, da ist es endlich wieder! Zwar gibt es keine Parkplätze, aber ein kleiner Abstecher ist mal eben möglich: schön hier! Allerdings ist am Wochenende die Hölle los! Ebenso in Jacksonville Beach oder Atlantic Beach: Party ohne Ende – und alle bezahlbaren ZImmer ausgebucht… Uns schwant nichts Gutes. Nun sind wir neun Stunden unterwegs, haben die Uhr kurz vor Talahassee wieder eine Stunde vorgestellt, weil wir wieder von central auf eastern standard time gewechselt haben.

 

Was soll’s? Wir fahren Richtung Norden, doch noch nicht ganz nach Savannah. Kurz hinter der Grenze zu Georgia liegen die Golden Isles, von denen Jeckyll Island deshalb zu Ruhm gekommen ist, weil sich hier einst die Rockefellers, Vanderbilts und deren Freunde Cottages gebaut haben. Wer dahinter lauschige Strandhütten vermutet, irrt: Auch hier am dünenreichen, weißen  Strand wurde mal wieder manifestiert, was Reichtum ihnen bedeutete. Wenn Jacksonville Beach, sagen wir mal:  Ibiza ist, ist Jeckyll Island, übrigens nur gegen sechs Dollar am Tag über einen Causeway zu erreichen, Sylt. Kampen hoch zehn. Und es ist wirklich ein traumhaftes Stück Land! Inzwischen sind wir nicht nur in Jeckyll Island verliebt, fahren durch dicht bewachsene Alleen und träumen in den Sonnenuntergang: Wir haben auch noch immer kein Zimmer. Jeckyll ist ausgebucht, sogar in einem Preisbereich, den wir eigentlich ausgeschlossen, jetzt aber in Kauf genommen hätten. Als geht es wieder weg von der schönen Insel, hin nach Brunswick, Georgia. Nach zwölf Stunden im Auto sollen wir einfach nur ein Zimmer – klappt im Days Inn – und zu einem Bier etwas zu essen, was bei Captain Joe’s  Seafood erfüllt wird. Wir sind vom vielen Fahren (fast 600 km), von den Eindrücken, unter anderem der beiden üblen Unfälle, die wir gesehen haben, und der Hitze schon ganz gaga…

 

Aber: Schon jetzt gefällt uns die Atlantikküste von Georgia. Morgen werden wir viel mehr sehen!

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