Heute Morgen, in Rio Gallegos, konnten wir es uns beide noch nicht so richtig vorstellen, aber nun sind wir da: Tierra del Fuego, Feuerland! Wir sitzen in Rio Grande im Hotel Villa auf der Bettkante und warten bei nicht abzustellender Heizung darauf, dass a) jemand kommt, der das Ding abstellt und b) das Restaurant endlich öffnet.
Das war ein herber Ritt hierher! Von Rio Gallegos (das eigentlich immer noch so spießig ist wie vor 20 Jahren) immer weiter, weiter auf der Ruta 3. Wir sind fast 3000 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Mannomann! Die Straße hierher heißt passend Fin del Mundo, also Ende der Welt. Aber es ist nicht so einfach, hier auch wirklich anzukommen: 60, 70 Kilometer von der Hauptstadt der Provinz Santa Cruz reisen wir mal wieder in Chile ein. Weder Obst noch Gemüse dürfen eingeführt werden, das wussten wir vorher. Wenig später geht es auf die Fähre. Interessant: Zahlt man in argentinischen Pesos, kostet der Pott fast das doppelte. Aber wir haben ja noch Geld aus Chile. Also statt 365 arg. Pesos nur 15000 chilenische. Und dann fahren wir bei starkem Wind, aber doch gemütlich über die Magellan-Straße (!!!!!!!) auf die Insel Feuerland 🙂 Die Insel heißt übrigens keineswegs wegen irgendwelcher Vulkane Tierra del Fuego, sondern weil Magellan im 16. Jahrhundert viele Feuerchen der indigenen Völker gesichtet hatte. Damals war es einfach, etwas zu benamen: Gucken, erkennen, benennen…
Schon auf den erster Kilometern kommen uns einige Overlander entgegen, die Feuerland wieder verlassen wollen: Deutsche, Schweizer und natürlich Franzosen, von denen wirklich viele in Südamerika unterwegs sind.
Unsere Begeisterung für das Erreichen der Insel wird nur durch die Straßenverhältnisse ein bisschen gedämmt. Nach ungefähr 20, 30 Kilometern auf ganz gutem Grund geht es wieder auf die Schotterpiste. 100 lange Kilometer Rütteln und Schütteln. Dazu jagende LKWs und die Angst, dass uns durch hochfliegende Steine die Windschutzscheibe zertrümmert wird… Geht trotz herber Überholaktionen einiger wahnsinniger Lkw-Fahrer gut. In San Sebastian ist die Grenzstation – nicht einmal die Guanakos, Kühe, Wildpferde und zauberhaften Estancias lassen uns das Ziel vor Augen vergessen. Dann also wieder Zoll, wir reisen aus Chile aus… Wir müssen aufpassen, dass uns der Wind nicht die Tür aus der Hand reißt. Es ist zwar mit 15 Grad bei Sonnenschein angenehm, aber was patagonischen Winde bedeuten, können wir langsam nachvollziehen. 15 schottrige Kilometer weiter reisen wir wieder in Argentinien ein. Die Pässe füllen sich mit Stempeln. Und im Importieren und Exporteren eines Autos sind wir fast Profis. Wie immer kriegen die argentinischen Zöllner nichts auf die Reihe. Juan ist diesmal Franzose… Handschriftlich wird geändert. Grauchen hält die Beamtin für einen Jeep. Wir lassen es einfach so stehen. Nützt ja nichts. Unsere Visa sind wieder 90 Tage gültig, das Auto kann bis Juli nächsten Jahres in Argentinien bleiben. Aber auch das wird sich ja noch verändern, weil wir noch ein bisschen über Grenzen hin- und herfahren.
Das schönste an der Grenze: Die Straße ist ab Schlagbaum asphaltiert! Noch 70, 80 Kilometer durch flaches Land, hügelliges Land, grünes Land, gelbes Land, wunderbares Land am Atlantik entlang – und wir sind in Rio Grande. Auch wieder so ein Nest, für das man Pioniergeist braucht, will man sich nicht die Pulsadern mit Keksen aufschneiden. Ungefähr 50 000 Einwohner, die überwiegend von der Öl- und Gasindustrie leben. Hier bleiben wir nur diese Nacht, ruhen uns ein bisschen aus. Denn morgen beginnen wir das Abenteuer Feuerland dann richtig.