Nichts ist, wie es scheint. Zum Glück! Nachts viertel nach eins geht’s zum ersten Mal los. Feueralarm! Sofort stehen wir senkrecht im Bette, Juan ruft auf der Stelle die Rezeption an. Fehlalarm, man würde das nun einstellen. Davon aber keine Spur. Alle paar Minuten geht der Alarm wieder los. Ohrenbetäubend! Mal rund eine ganze Minute lang, mal nur ein paar Sekunden. Es ist uns ganz und gar nicht geheuer, deshalb springen wir in die Klamotten und flitzen in die Lobby.
Der Nachtportier ist einem Nervenzusammenbruch nah. Er telefoniert, muss bei beginnendem Alarm aber in den nächsten Raum rennen. Mutterseelenallein in den großen Hotel. Das gucken wir uns ein paar Minuten an, bevor Juan das Hotel quasi übernimmt. Der Herr über die Alarmanlage. Mit eigenem Barhocker und Quälpotential für die Gäste. Langsam kommt der Portier wieder zu Kräften, zumal sich noch ein weiterer Gast an der Rezeption einfindet. Trotz des unentwegten Getöses – Juan braucht eine Sekunde zum Ausschalten – klingelt zwar das Telefon weiter, es erscheint aber niemand mehr. Die Dame, die sich zu uns gesellt hat, übernimmt das Telefon, meldet sich professionell mit „recepçao“ und beruhigt die Anrufer. Dafür macht sich der Portier davon, springt in sein Auto und kommt nach einer Viertelstunde mit einem Techniker zurück. Das Gekreische der Sirene geht noch ein paar Minuten weiter, kurz vor halb drei ist dann endlich Ruhe.
Wie gerädert wachen wir auf. Wetter weiter mistig. Regnerisch, kühl, grau, fies. Trotzdem machen wir einen langen Spaziergang zum Südende unserer Bucht, der Praia Do Ingleses (heißt so, weil hier vor Jahrhunderten ein englisches Schiff gestrandet ist), weil wir unbedingt die grossen Dünen sehen wollten. Wie in der Sahara, allerdings bei Sylt-Temperaturen, krabbeln wir durch den Sand, der manchmal ganz weich, manchmal steinhart ist. Die Dünen gehören mit zu den großen Attraktionen der Insel. Bei schönem Wetter sind hier die Sandboarder aktiv, Quads rasen rauf und runter, Kinder und Erwachsene rodeln über den Sand. Heute ist zum Glück nichts davon zu sehen: die hohen, weit gestreckten Dünen gehören uns fast allein, ab und zu lässt sich mal ein wilder Hund blicken.
Keine Lust, zwei Stunden zurückzulaufen, also ab in den nächsten Bus. Hier gibt es übrigens neben dem Fahrer noch eine Kassiererin, die darauf achtet, dass man seine Karte entwertet, beziehungsweise ein Ticket kauft. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen: einfach mal zur Endstation fahren. Die liegt auf halbem Wege nach Floripa, wie Florianopolis hier gennant wird. Erstaunlicherweise müssen wir für die Rückfahrt nichts bezahlen.
Klamm landen wir wieder im Hotel, Essen ein bisschen dort von einem doofen Lunchbuffet und legen dann wetterbedingt eine Siesta ein.
Ich bin sehr froh, dass ich für 14,95 im Monat Mitglied bei skoobe geworden bin, einer online- Bücherei, bei der ich ausleihen kann, so viel ich will. Da es hier in Brasilien nur Bücher auf Portugiesisch gibt (in Rio auch mal englische, aber da sind wir ja nun mal nicht…), ist das sehr hilfreich. Für den Betrag lese ich so vier, fünf Bücher die Woche – online oder offline, das ist der Clou. Bis zu 30 Tage kann ich offline lesen, muss mich dann wieder anmelden. Aber das ist kein Problem, irgendein wifi findet sich immer mal wieder. Die Auswahl der Bücher ist nicht brillant, aber auch nicht soooooo schlecht. Es gibt sogar einen Langenscheidt-Sprachführer, den neuesten Grisham, Aktuelles von Baldacchi und vieles mehr. Durch ein Gespräch mit Natzilie vor einigen Wochen inspiriert, fiel mir beim Herumstöbern der erste Simmel aufs iPad. „Es muss nicht immer Kaviar sein.“ Das lese ich nun mal gerade. Entspannt, gell? Und ja: Ich lese durchaus auch Anspruchsvolles. Manchmal 🙂