Evora und weiter


Ausnahmsweise haben wir mal im Hotel gefrühstückt, was wir uns auch hätten schenken können. Um einige Kilometer voranzukommen, springen wir erst einmal auf die Autobahn Richtung Süden, sind wieder fast allein on the road. In Abrantes geht es wieder auf die berühmte N2, und wie von Geisterhand senkt sich dichter Nebel über die Strasse. Nicht zu fassen! Zum Glück reisst es wenig später auf und die Sonne setzt sich bei 10 oder 11 Grad durch.

In der Nähe des Tejo finden wir eine Schlossruine, die wir kurz in Augenschein nehmen. Die weitere Fahrt ist richtig schön und auch recht entspannt, weil nicht viel los ist: Hügelige Landschaften mit dunklem Buschwerk erinnern uns an Neuseeland, dann fahren wir durch unendlich scheinende Weinfelder, rauschen durch Olivenhaine und Anpflanzungen im grossen Stil, die wir aber nirgendwo zuordnen können. Ganz eindeutig gefällt uns der mittlere und südliche Teil der N2 wegen seiner Grosszügigkeit besser als der besiedelte Norden mit seinen kurvenreichen Bergstrassen. Wir behalten erst einmal unser nächstes Ziel im Auge.

Evora. Hauptstadt der Provinz Alentejo, rund 60 000 Einwohner, das historische Zentrum ist UNESCO Weltkulturerbe und wir sind ganz begeistert. Das Auto bleibt so gut wie legal am Rand des Zentrums, wir machen uns bei bestem Wetter auf den Weg. Winzige Gässchen mit Kopfsteinpflaster, beeindruckende, hutzelige Häuser aus Hunderten von Jahren, entspannte Menschen, die vor den zahlreichen Cafés sitzen, einen Cortado oder ein Gläschen Wein trinken. Der Ort war römisch, maurisch, christlich und ist harmonisch zu einem Kleinod gewachsen.

Im Sommer muss hier die Hölle los sein, denn Evora gehört zu den schönsten und interessantesten Orten Portugals. Nur 120 Kilometer südöstlich von Lissabon gelegen, ist er ein beliebtes Ausflugsziel für Auto- und Bustouristen. Wie sich allerdings die dicken Wohnmobile durch die engen Strassen schlängeln, wollen wir uns mal lieber nicht vorstellen. 

Bevor wir uns den Überresten des Römischen Reiches nähern, kehren wir im eleganten Restaurante A Bruxa ein, einem umgebauten, sehr grosszügig renovierten uralten Stall. Perfekter Service, für 9,50 ein interessanter Mittagstisch: In Plunderteig gebackene Hähnchenbrust zu einem großen Salat. Viel zu gucken, hier trifft sich offenbar tout Evora. Bemerkenswert die WCs in erkennbaren Pferdeboxen, natürlich schick aufgerüscht.

Mit frischer Kraft laufen wir zum Römischen Tempel, dem Wahrzeichen des Ortes. Erbaut wurde es wahrscheinlich im zweiten Jahrhundert. 14 Säulen stehen noch auf einem massiven Podium, vor knapp zwei Jahrtausenden waren es sicherlich deutlich mehr. Gleich nebenan die Klosterkirche, heute ein Museum, für das wir aber weder Zeit noch Nerv haben. Zwar hatten wir mal die Idee, in Evola zu übernachten, beim Mittagessen aber einen anderen Entschluss gefasst: Liebe noch näher an die Algarve und dafür morgen früher in die Wohnung. Mit unseren belgischen Vermietern stehen wir in ständigem Kontakt. Noch kreisen wir ein bisschen durch den historischen Kern Evolas, dann machen wir uns auf den Weg über Beja nach Aljustrel, einem Städtchen nahe an der Autobahn nach Süden.

Der check-in ins Hotel Villa Aljustrel dauert eher lange. Ob es daran liegt, dass der Lady an der Rezeption die überlangen, pechschwarzen Wimpern ständig über die Klüsen fallen – ich weiss es nicht. Ihr fehlt die gute Freundin, die ihr mal sagt, wie doof die Dinger hinter der dicken Brille aussehen. Aber ich schweife ab. Von nichts. Denn dieser wunderbare Tag ist nun zuende.

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