Durch den Wind nach Esquel

Wir müssen langsam zusehen, dass wir nach Norden kommen. Der Blick auf die Karte: Da liegt noch einiges vor uns. Inzwischen haben wir die 20 000-Kilometer-Marke unseres Trips überschritten. Das ist wesentlich mehr in vier Monaten, als ich mit meinem kleinen mx5 in 12 Jahren gefahren bin.

Beim Frühstück stellen wir uns schon mal moralisch auf 133 Kilometer Ripio bis Rio Mayo ein. Das wird ja mal wieder ein Geschüttel… Wird es nicht. Weder die offizielle Karte von Santa Cruz noch für 2015er von Reise KnowHow haben mitgekriegt, dass der gesamte Abschnitt der Ruta 40 inzwischen asphaltiert ist. Ein Geschenk! Bei wechselnder Bevölkung und 18 Grad im Schnitt fahren wir nach Norden. Auf der Karte sehen wir einen Ort namens Nuevo Lubecka. Muss man als Lübeckerin ja mal gesehen haben. Haben wir auch, aber eher aus den Augenwinkeln, denn dieses „Dorf“ besteht aus einem Haus, an dem wir einfach vorbeigerauscht sind. Nix mit Marzipan und Holstentor. 

Stattdessen sind wir über weite Strecken mutterseelenallein auf der berühmten Straße, deren Belag von hervorragend bis erbärmlich alles aufbietet. In einem Nest namens Gobernador Costa tanken wir, schnacken mit zwei Engländern, die auch nach Norden unterwegs sind (Toyota mit allem pipapo in Santiago gekauft) und bewundern die Harley, mit der ein Chilene unterwegs ist. Toller Sound, natürlich, aber bei diesen Strassenverhältnissen…

Kilometer um Kilometer erschließen wir ein Hochplateau, entdecken in 6-, 700 Metern Höhe tausende Schafe im Gestrüpp, einen vereinsamten Guanako und vor allem Wind. Mal nimmt er an Stärke ab, dann wieder zu. Aber er ist immer da. Und beginnt, nicht nur am Auto, sondern auch an den Nerven zu zerren.

Kurz vor fünf sind wir in Esquel, einem Ort, der immer noch wie eine Pionierstadt aussieht und auch alles dafür tut, dass es so bleibt. In der Tourist Information hören wir uns mal an, was alles so geboten wird. Unter anderem ein historischer Zug, der wieder mal ein paar Kilometer dampfbetrieben durch die Vor-Anden zuckelt, Rast macht an einem Ort, der garantiert voll mit Souvenirständen ist, bevor die Fahrt zurück geht. Funktioniert nur samstags, da sind wir wohl schon weg.

Über booking.com finden wir ein Apartment für zwei Nächte, das allerdings so gruselig ist, dass wir lieber ins Hotel Sol del Sur ziehen. Das hat auch den Vorteil, dass es ein, zwei Blocks weiter gleich eine Wäscherei gibt. Hausfrauenstunde 🙂

Wieder ein neues Zimmer, wenigstens mal für zwei Nächte. Wir sind auf dieser Reise schon durch so viele Unterkünfte gekommen, dass man sich immer als erstes überlegen muss: „Wo war nochmal das Bad?“ Aber es findet sich alles.

Relativ früh, gegen neun, fallen wir in einer nahegelegenen Parrilla ein: Steak und Salat. Leider gibt es in Südamerika kein Gemüse. Genauso wenig wie Quark oder ungesüssten Yoghurt. Naja. Auf hohem Niveau gejammert. Kurz darauf sind wir auch schon wieder im Hotel, todmüde. Wir schlafen wie die Steine.

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