Sonnenschein am Morgen in Bordeaux, es verspricht also, heiter zu werden. Lug und Trug. Kaum sind wir auf der Landstrasse Richtung Arcachon, bewundern zwei, drei Weingüter und fast weisse Kühe, die Juan als Charolais ausgibt, da fängt es auch schon wieder an, wie aus Eimern zu schütten. Das soll dann heute wohl so bleiben…
Die Aussichten bei der berühmten Düne von Pyla scheinen dann aber doch ganz vielversprechend. Wir rollen auf den Parkplatz, klettern schon mal heftig durchatmend die ersten von vielen, vielen Stufen Richtung Gipfel hoch… Ja, und dann: Bis auf die Knochen werden wir von einer Sekunde auf die andere patschnass. Weil wir unbedingt auf dem höchsten Wanderdünenhaufen Europas spielen wollten. Auf halber Höhe zum Gipfel der 118 Meter hohen, 500 Meter breiten und knapp 3 km langen Grande Dune de Pyla hat es uns völlig unvorhersehbar erwischt. Ein Monsunregen wie aus dem fiesen Bilderbuch für garstige Kinder. Da kann man runterrennen und getrost versuchen, im Schatten einer Pinie Schutz zu finden – keine Chance. Es plattert und plattert, dazu peitscht einem ein steifer Wind auch noch das Wasser ins Gesicht. Im Leben haben wir – wie später auf dem Parkplatz – noch nicht so viele nackte und halbnackte Menschen sich in ihren Autos winden sehen. Jeder versucht irgendwie, wieder einen trockenen Fetzen auf den Leib zu bekommen. Wir natürlich auch. Da kommt vielleicht gute Laune auf…
Schon eine Stunde vorher in Arcachon hatten wir keine Chance, das Auto zu verlassen. Nass. Und kaum Sicht. Das konnte ja alles nur heiter werden.
Uns reicht’s und wir beschliessen, weiter nach Süden zu fahren, haben Hossegor, Capbreton oder auch Biarritz im Sinn.
Aber irgendwann habe ich mal etwas Interessantes, an das ich mich aber partout nicht erinnern kann, über Mimizan Plage gelesen. Was immer es war: Wir biegen ab und parken bald ebendort am Meer.
Was für ein gewaltiger Anblick! Der Ozean tobt und brandet, das Wasser schillert in leuchtenden grün-türkis-blauen Farben. Ich könnte singen und juchzen! Aber besser mit geschlossenem Mund, denn was da schon wieder als Regen runterkommt, würde mich sonst ertränken…
Was fällt denen eigentlich ein mit dem Wetter? In Hamburg ächzt man, wie Thomas uns berichtet, unter 30 Grad bei Windstille, hier spielt der Himmel verrückt. Aber die Gegend gefällt uns. Und ganz besonders das wilde Meer. Noch auf dem Parkplatz und bei freiem wifi machen wir deshalb unser nächstes Hotel klar: Hotel La France, mitten in Mimizan Plage am Strand. Na bitte, ist doch auch ein schöner Name hier im aquitanischen Baskenland (oder sind wir doch noch in der Gascogne?). Das Haus hat zwei Sterne und eine entzückende Wirtin, die uns für 50 Euro ein übergrosses Zimmer gibt. Stockbetten eignen sich sehr gut zum Aufhängen feuchter Klamotten, finden wir sofort heraus. Das Zimmer ist schlicht und hell und gefällt uns auf Anhieb.
In der Bar des Hauses essen wir ein Sandwich zu einem Gläschen Weisswein und gucken direkt aufs tobende Meer an der Biskaya. Der Ozean hat sich in graue Fluten mit richtig hohen Wellen verwandelt, durchsetzt mit silbrigen Streifen. Die stürmische Côte d’Argent wie aus dem Bilderbuch.
Ob’s hier später irgendwo was zu essen gibt? Mme. Ghislaine, die Hotelchefin, empfiehlt drei Restaurants in der Nähe, die gucken wir uns mal an. Natürlich erwischt uns schon wieder ein heftiger Guss. Den wettern wir in einer langweiligen Boutique ab und entschliessen uns dann zu einer Pause im Hotel.
Eine gute Gelegenheit, die Düne von Pyla und Arcachon genauer anzusehen. Youtube macht’s möglich…
Mimizan Plage könnte durchaus für ein, zwei Tage unser Zuhause werden. Mal gucken. Auf jeden Fall haben wir im Hotel de France schon mal eine Option für eine zweite Nacht hinterlegt.
Wie es dann weitergeht? Porto via San Sebastian ist im Gespräch, Madrid ebenso wie Barcelona und Cadaqués. Oder schleichen wir uns am südlichen Rand der Pyrenäen in Richtung Pau und Perpignan? Sète interessiert uns ebenso wie Montpellier, und immer wieder Marseille. Tja und dann vielleicht Joucas, also zu unseren netten Schweden in den Luberon? Nichts ist klar.
Wir haben uns übrigens entschieden, nicht einen Moment über widrige Wetterverhältnisse zu greinen. Stattdessen gehen wir essen. Einen marinierten Thunfisch, ein paar Crevetten auf Salat, ein Stück Dorade und ein konfiertes Entenbein. Dazu ein eiskalter Sauvignon aus der Gascogne. Mon dieu!