Unser Plan geht auf. Obwohl wir gestern bei sengender Hitze unsere Bags in den sechsten Stock hieven mussten – beide Fahrstühle ausgefallen – sind wir früh morgens schon wieder putzmunter und haben Lust, vor neun auf dem Platz zu stehen. Die Aussicht, die schweren Bags wieder runterschleppen zu müssen, bremst den Elan nur einen Wimpernschlag lang.
Der Himmel ist quietscheblau, die Sonne gerade aufgegangen, also nix wie los. Wie durch Wunderhand schweben wir mit dem knarrenden Lift und unserem Sportgepäck nach unten.
Wie gut, dass es Pullöverchen gibt. Es ist noch klirrend kalt. Also wirklich frisch…
Das Thermometer im Auto berichtet von 3,5 Grad. Gerade richtig für meine Shorts… Egal, die Sonne wärmt schnell.
Auf dem Weg nach Penina sehen wir die Felder im Morgentau, die Störche hinter Odiáxere klappern sich wach und die zahlreichen Autos jetzt im Berufsverkehr werden von mürrischen Menschen gelenkt.
Das ficht uns alles nicht, wir wollen spielen. Auf dem Parkplatz rüsten sich schon zahlreiche Herren auf. Alle im besten Alter, die meisten Briten. Die Jüngeren sitzen vermutlich ebenso wie die Damen gemütlich beim Frühstück.
Sei‘s drum. Noch bevor Loch 1 in Sicht kommt, habe ich klatschnasse Füße. Juan mit seinen Lederschuhen ist besser dran. Aber man gewöhnt sich auch an den leichten Schwapp im Schuh. Zwar laufen wir die ganze Runde im Morgentau, aber die Sonne von oben meint es gut mit uns.
Es wird zwar lange nicht so warm wie gestern, aber nach dem wunderbaren Spiel suchen wir uns ein sonniges Plätzchen am Strand von Alvor. Während wir aufs Meer blicken und Toast und Kaffee zu überhöhten Preisen im „Restinga“ zu uns nehmen, sind die XYs in Faro: Mietwagentausch & Sightseeing. Auf dem Rückweg bremsen sie beim deutschen Metzger in Lagoa und bringen auch für uns ein paar Scheibchen mit.
Wir sind gerade zuhause angekommen und haben erstmals die Golfbags im Auto gelassen. Der Fahrstuhl… Juan versucht noch einen Trick, der klappt tatsächlich: der Lift fährt hinunter, hat aber seine Macke im Erdgeschoss, also bremst er ihn im ersten, um dann hinunterzufahren. Egal: Es geht aufwärts. Mit zugegeben bangem Gefühl bringen wir das Gepäck in den sechsten Stock. Eine Querflöte ist leichter zu handhaben… Naja, wir sind ja nicht stecken geblieben.
Wir genießen den Ausblick aus unserem Fenster, unsere Bücher rund einen Schluck Weisswein, der aus dem Continente stammt, einem sagenhaft gut sortierten Supermarkt, den XYs entdeckt haben.
Die beiden sind nun am Strand von Antonio, aber das lockt uns nicht. Ich wage nur noch einen Schritt aus dem Haus, als sie kurz mit dem Fleischpaket stoppen. Damit gibt es heute Abend Kurzgebratenes und Feierabend. Und nur die Tagesschau mit den fürchterlichen Nachrichten aus Thüringen mit ihrem neuen FDP-Ministerpräsidenten und dem ersten Freispruch für Donald Trump. Bei so viel Schrecklichem vertiefen wir uns lieber ins Buch.