Unser wunderbares Luxushotel wird für uns auch gleichzeitig zum Frühstücksraum: Wir schmieren uns Sandwiches, trinken einen Kaffee und haben damit die enorm hohen Kosten in Alaska ein bisschen gesenkt. Das hier ist richtig Ami-Land! Sie fliegen drei, vier Tage ein, buchen zwei Touren, zahlen fünf- oder sechstausend Dollar und schwärmen von Alaska.
Wir bereiten uns auf den Denali Nationalpark auf dem Weg Richtung Anchorage vor. Juan geht tanken (wir werden schlauer!), ich kaufe bei Safeway 1 Toastbrot, 2 Packungen Kochschinken, 2 Flaschen Wasser (einmal still, einmal sparkling) und zahle dafür 23,15 Dollar. Ich überprüfe den Zettel dreimal – es ist ihr ernst. Über Fairbanks muss man kein weiteres Wort verlieren. Ausser dem Komplex der University of Alaska ist es ein eher tristes Kaff, das von seinem Militär lebt.
Wir fahren südwärts und sind im Grunde auch schon sofort wieder in der Wildnis. Das Wetter ist unser Freund: 25, 26 Grad, ein paar Wolken. Der Highway ist perfekt, wir könnten also bremsen, sobald wir ein tierisches Näschen sehen. Das sehen wir aber auf den 200 km bis zum Park nirgendwo.
Stattdessen kommen wir an abenteuerlichen Messie-Grundstücken vorbei, bewundern Road Houses, in denen die Leute sitzen, die man sofort für Alaskaner kaufen würde. Lange Bärte, dicke Pferdeschwänze, derbe Klamotten, geplatzte Säufer-Äderchen. Juan ist ganz angetan von den Schrotthaufen auf den Grundstücken und im Busch: Trecker, Autos, Schneemobile – alles, was in die Knie geht, bleibt einfach stehen und verrottet vor sich hin.
Wunderbare Panoramen später sind wir dann am weltberühmten Denali Nationalpark. Hier wollen wir Bären und Wölfe und Elche und Caribous und Schneeziegen und Pfeifhasen und sonstwas alles sehen.
Dazu buchen wir uns im Wilderniscenter zwei Plätze für morgen früh, Abfahrt des Buses (eigene Fahrzeuge können nicht in den Park) um 5.15 Uhr. Jahaaa. 5:15 Uhr. Zwölf Stunden wird der Trip dauern. Sechs Stunden und 92 Meilen bis zum Wonder Lake, sechs Stunden wieder zurück. Wir wolken aus zwei Gründen so früh los: Erstens rechnen wir mit mehr Tierchen, zweitens hoffen wir auf die Vernunft von Eltern, ihre schreienden Zwerge ausschlafen zu lassen.
Wir werden sehen. 120 Dollar später haben wir zwei Tickets für den Shuttlebus inkl. 10 Dollar Eintritt in den Park in der Tasche. Der Preis bezieht sich auf einen Shuttlebus. Wir müssen Wasser & Brot und was wir sonst noch über den Tag wollen, mitbringen. Es gibt auch luxuriösere Touren. Die dauern ca. sechs Stunden, kosten pro Nase 200 Dollar und fahren mit Lunchbox nur vornean in den Park. Nein, nein: Wir wollen das ganze Erlebnis!
Erst einmal erleben wir allerdings eine Pleite. Der Reilly Park am gleichnamigen Fluss ist ausgebucht, keine Stellplätze mehr. Einen Kilometer nördlich finden wir den Rainbow campground auf einem Fussballfeld oder so. 48,15 für die Übernachtung – kommt nicht infrage. Die schäbigen cabins kosten gleich 215. Gaga!
Also wieder auf die Strasse, acht Meilen südlich liegt der Grizzly Bear Campground. Der macht einen guten Eindruck! Die billigsten cabins kosten hier 245, unser Plätzchen für Rosie überschaubare 28 Dollar. Gut: Es gibt einen Food truck, neudeutsch für Imbisswagen, mit thailändischer Küche. Der frittierte Mist hängt uns zu den Ohren raus. Aber den Ausschlag gibt ein junger Thai, der aufgeregt in den Busch deutet: Direkt vor unserer Nase toben zwei Elchkälbchen herum, Mutti passt auf, dass sie keinen Unsinn machen. Juan hat die Fotos.
Da fahren wir Hunderte von Kilometern und treffen die Elche auf dem Campingplatz!
Auf der anderen Seite des Highways hat sich eine luxuriöse Lodge angesiedelt. Die Übernachtung kostet gern mal 500 Dollar aufwärts. Das wissen wir von einem stocksauren Ami, der an der Bar keinen Drink bekommt, weil die Elektrizität ausgefallen ist. Er tobt und tobt – es gibt trotzdem nichts. Allerdings auch keine Rechnung für unsere beiden Biere. Gehen wegen des Ausfalls aufs Haus. Wir lachen immer noch, als wir beim Thai etwas zu essen bestellen. Frische Frühlingsröllchen, Juan gebratene Nudeln mit Beef, ich chicken mit cashew. Frisch & prima!
Danach gibt es noch einen kleinen Schluck Malbec an Rosies Seite auf dem Campground – und ab in die Buntkarierten. Morgen wird ein langer, anstrengender Tag.