Das Elsass, die Weinstrasse und ein Routier

 

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Die französische Polizei hat einen Narren an uns gefressen. Wie sonst liesse es sich erklären, dass sie schon wieder auf offener Landstrasse ein Foto von uns geschossen hat? Damit haben sie eine schöne Erinnerung für die Zeit, die wir mal nicht in Frankreich verbringen. Wir nehmen’s mit buddhistischer Gelassenheit: Sollen sie doch!

Der Morgen im Hotel Kieffer wurde durch ein gutes Frühstück gekrönt, nach dem wir planlos immer auf der Route des vins durch die Weinberge fahren. Sonne, Wolken, 17 Grad – gutes Reisewetter.

Langsam sind die Weinblätter an den Stöcken zu sehen, hier und dort wandert ein meist grauköpfiges Paar durch die Bergwege. Wenn man wollte, könnte man schon vor Mittag sturzbetrunken sein. An jeder Ecke lockt ein Weingut mit kostenloser Degustation. Wir haben etwas Heroisches: no stop! Stattdessen begeistern wir uns für die trutzigen Burgen und Schlösser, die auf fast jedem Gipfel zu finden sind.

Schnellbesuch in Illhäusern: Haeberlin mit seiner Auberge de Ill ist schwindelerregend teuer (Menu 210, Dessert 32, alles ohne Getränke), das La Truite schräg gegenüber am anderen Ufer der Ill wesentlich erschwinglicher. Aber wir haben noch keinen Hunger und starten Richtung Colmar.

Dort legen wir einen Stopp ein. Colmar. Wollen wir hier zwei Nächte bleiben? Der 70000-Seelenort ist schön mit seiner mittelalterlichen Architektur, lockt mit einer pompösen Kathedrale und exquisitem Fachwerk. Die historische Innenstadt ist recht schnell erlaufen, also Lunch bei der Kathedrale. Typisch elsässisch: der Flammkuchen, den wir uns teilen. Dazu gibt es einen grossen Krug Wasser und einen winzigen Riesling. Aber sich hier niederlassen? Eher nicht.

Vielleicht finden wir Richtung Rhein etwas Nettes mit der Option, in Baden-Württemberg Golf zu spielen. Neuf-Breisach bringt uns dazu, auf der Stelle auf die Strasse der Weine zurückzukehren. Öde, öde.

Wir sehen uns einem völlig unerwarteten Problem(chen) gegenüber: Viele Hotels und noch mehr Restaurants sind in Frankreich montags geschlossen. Die meisten verschweigen das online, also fahren wir sie über lange Umwege an. Eher frustrierend. Zwar ist manchmal ein Zimmer zu haben, dafür aber garantiert das Restaurant geschlossen. Spätestens in Thann wird es uns zu bunt. Wir wollen morgen oder so weiter Richtung Dijon, Lyon, also schielen wir schon mal Richtung Vogesen.

Das Hotel, das wir auserkoren haben, trägt mit Auberge Leon d‘Or einen illustren Namen, der Ortsname Burnhaupt-le-haut nicht ganz so sexy. Das Etablissement entpuppt sich als waschechter Routier. Ein Fernfahrer nähert sich zu Fuss uns und radebricht mit Blick auf das Nummernschild: “Weit weg. Hamburg ist auch schön.“ Nichts hinzuzufügen.

Um uns herum ausschließlich mächtige Menschen in muscle shirts über den Tattoos, deren Trucks ordentlich vor der Tür. Die meisten sind Solisten. Das Zimmer im Haus gegenüber ist völlig in Ordnung, im Restaurant gibt‘s ein Menu: Hausmacher Terrine, Schinkenbraten mit Püree, einen Flan hinterher. Alles für 11,50 und einfach wunderbar. Dass das Wlan nicht funktioniert – geschenkt!

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