Dänemark – Cross Country

Reisen bildet. Ich habe mir bisher immer eingebildet, die Herrschaften in ihren riesigen Wohnmobilen und/oder -wagen wären komplett autark. In Hvide Sande auf unserem Dünen-Campingplatz werde ich eines Besseren belehrt. Gekocht, besser: gebraten wird in den Wirtschaftsräumen des Campingplatzes. Und zwar Fisch.

Papi geht tagsüber angeln, abends macht er die Fische fix und fertig, brät sie dann ab. Nicht in der heimischen Küche – wahrscheinlich, weil man den Gestank nie, nie mehr aus den Gardinen bekommt -,sondern Schulter an Schulter mit Petri-Kameraden in der Grossküche.

Die Muttis waschen dort später ab. Aha. So geht Camping.

Wir schlafen eher medium im Schatten der Dünen: es pfeift, der Blanke Hans hat ordentlich zu tun. Juan sieht nachts durch die Luke einen atemberaubenden Sternenhimmel, den ich leider verschlafe. Morgens ist es grau. Und frisch. Nicht innerhalb der Kiste, weil wir ein leises Feuerchen über Nacht geschürt haben. Aber draussen kommen wir mal gerade auf 6 Grad. Dick eingemummelt machen wir uns auf den Weg zu den Duschen…

Frühstück mit frischen Brötchen zu 80 Cent das Stück, Kaffee & Co. Leichtes Aufklaren des Himmels, als wir Richtung Norden starten. Es ist zwar immer noch lausig, aber die Landschaft ist traumhaft: die mit Gräsern bewachsenen Dünen auf der Nordseeseite, Heidelandschaften zum Fjord.

Natürlich haben wir schon längst beschlossen, Cross Country, also rüber an die Ostsee zu fahren. Aber wo und wie?

Ein paar Überlegungen, die alle weiter in den Norden geführt hätten, verwerfen wir, fahren stattdessen erst über winzige Strassen, dann über eine komplett vereinsamte Autobahn nach Aarhus.

Die Stadt hat eine wunderschöne Domkirche, gegenüber ein feines Theaterchen, ein grosses Neubaugebiet im gesamten Hafen – und den Charme von, sagen wir mal: Kiel. Also laufen wir nur kurz durch die Gegend, gucken in die türkisblaue Ostsee und hauen schnellstens wieder ab.

Horsens? Nö. Irgendwie klingt Juelsminde gut. Direkt am Hafen soll es dort Stellplätze geben, allerdings erst ab 1. Mai geöffnet. Wir fahren entlang der Ostsee südwärts und sind ganz hingerissen von den schönen Anwesen in hügelliger Landschaft, die wir links und rechts winziger Strässchen entdecken.

Grosse Felder, Pferdeherden, von denen viele aus Island stammen, ab und zu mal ein Fasan – sehr schön. Zwar klettert das Thermometer mal auf 13 Grad, aber sobald wir einen Fuss vor die Tür setzen, haut uns der Wind fast um. Mannomann: kalt! Eine Bemme mit Blick auf die Ostsee, weiter geht’s.

Juelsminde ist wirklich niedlich. Die meisten Boote sind noch an Land, aber man kann sich schon vorstellen, wie hier im Sommer das Leben tobt. Auf dem Stellplatz sitzen zwei Flensburger in Daunen schon beim Wein vor ihrem Mobil: Es gibt noch keinen Strom und keine Magnetkarten fürs Klo. Dann eben nicht…

Wir laufen einmal durch den Hafen; der Hafenmeister ist längst zuhause, die Automaten funktionieren noch nicht, also parken wir schwarz und lassen es einfach drauf ankommen. Zur Strafe kochen wir nicht, sondern gehen ins einzige geöffnete Restaurant.

Und morgen? Südwärts, da soll es wärmer sein…

 

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