So, diesen Tag müssen wir erst einmal durchsortieren. Ist schon verrückt, was wir alles so machen.
Sollte mal jemand in die Gegend von Cortona kommen: das Il Melone können wir wärmstens empfehlen. Die Zimmer sind gemütlich und bequem, das Essen im Restaurant gut. Und das Frühstück erwähnenswert: Natürlich ein Buffet, aber mit allem Drum und Dran. Sehr appetitlich, sehr umfangreich. Und die Rühreier sind auch nicht aus der Tüte (Grandhotel Assisi, guckt Euch mal an, wie es wirklich geht)…
Kurze Überlegung, ob wir noch einen Tag dranhängen, aber dann packen wir doch unsere Sachen und fahren das kurz Stück ins Centro Historico von Cortona. Das uralte Städtchen ist einfach schön. Natürlich auch schön anstrengend, weil es immer wieder hoch und runter geht, aber die Größe ist so überschaubar, dass man sich darüber nun wirklich nicht aufregen muss. Die Parkplatzfrage ist wie fast überall in Italien eher ungeklärt: ohne Glück geht hier gar nichts. Wir haben Glück und lassen die Kiste vor der Stadtmauer und laufen mal wieder los. Nicht nur die Stadt selbst, auch die Panoramen, die sich von der umgebenden Mauer bieten, hauen uns um. Wunderschön wieder einmal, diese Toskana!
Wir gucken über Piazzas und laufen durch Gassen, stehen schließlich vor dem Dom, dessen Grundmauern auf mehr als 2000 Jahre Geschichte zurückblicken. Aber das Verrückteste: Wir haben den Dom ganz für uns allein. Noch sind die Busladungen nicht eingetroffen, also können wir alles in aller Ruhe ansehen. Auch die wundervollen Palazzi, unter anderem der Medici, begeistern uns. Wir finden uns gut zurecht, obwohl das Tourist Office wegen Teambesprechungen bis nächste Woche geschlossen ist.
Das Geklettere durch Cortona ist wegen der anspruchsvollen Steigerungen und Gefälle eine Freude für die Knie, aber die Temperatur von um die 26 Grad macht zusätzlich warm ums Herz.
Nachdem wir Cortona den Rücken gekehrt haben, kommt unsere Lieblingsfrage: Und nun?
Als Erstes schleichen wir uns durch wunderschöne, kleine Straßen (wir haben in eine vernünftige Strassenkarte der Toskana investiert) kreuz und quer durch Weinberge und vorbei an mal renovierte, mal halb verfallene Burgen, Schlösser und Häuser Richtung Siena.
Eigentlich wollten wir… Ach, egal. Das Auto wird im Parkhaus abgestellt, die Bergziegen namens Klitzing erklimmen Siena, um dann am Domplatz wieder hinunterzukrabbeln. Natürlich ist Siena auch dann noch schön, wenn man es mehrfach besichtigt hat (wir sind, glaube ich, das dritte oder vierte Mal hier), aber die Menschenmassen sind schon sehr beachtlich. So berühmte Orte sollte man früh morgens, also zwischen sieben und acht, besichtigen.
Mit Blick auf den Dom gibt es ein Bierchen, dann geht’s wieder los. Wir haben natürlich noch keine Bleibe.
Einen Moment fahren wir Richtung Arezzo, bis uns auffällt, dass das bekloppt ist. Also ändern wir den Plan und bitten Uschi, uns auf möglichst kleinen Straßen nach Poggibonsi und San Gimignano zu guiden. Die dusselige Maschine nimmt die Herausforderung an: Wir finden uns wieder auf – Ripio! Schotterstraßen, die wunderbare Erinnerungen an Chile und Argentinien wecken. Unser Autochen nimmt das alles gelassen hin, sieht allerdings bald aus wie ein Sandkasten. Mannomann. Irgendwann muss doch mal wieder eine richtige Straße auftauchen… Wir holpern durch die Gegend und überlegen wegen der Abgeschiedenheit der Schotterstraßen, auf denen wir herummuckeln, was wohl Dobermann-Züchtung auf Italienisch heissen könnte…
Irgendwann kommen wir an einem Hotel Belvedere vorbei und Juan ist sicher, dass wir hier vor vielen Jahren schon mal waren. Ja, kann sein. Oder? Jedenfalls hätten sie gern 150 Euro fürs Zimmer, das sollen sie auch gern haben. Nur nicht von uns. Nach zwei, drei weiteren Checks von Unterkünften stehen wir direkt vor der Villa San Lucchese, hoch über Poggibonsi gelegen. Sehr hübsch, sehr fein, mehr Toskana geht überhaupt nicht. Ist zwar nicht in unserem Budget, aber wir haben uns wirklich etwas Gutes verdient nach diesem anstrengenden Tag.
Witzigerweise steht ein Italiener an der Rezeption, der Juan nicht nur als Argentinier, sondern auch noch als Porteño, also einen Menschen aus Buenos Aires, identifiziert. Rumgekommen, der Junge.
Wir haben ein schönes Zimmer und gehen abends ins toskanische Restaurant essen. Juan beginnt mit Kartoffelravioli mit feiner Käse-Salbei-Füllung, danach gibt’s Lamm mit Gorgonzola, ich nehme Pici (etwas dickere Spaghetti) mit einem hervorragenden Wildschweinragout, danach gegrilltes Huhn. Dazu gibt es natürlich Chianti aus der Region und Wasser. Ganz wunderbar,
So sind auch unsere Pläne für morgen: Wir bleiben einfach hier und machen nichts. Gar nichts…