Kein Mensch kann sich vorstellen, was für ein Radau vor unserem Zimmer herrscht. In Buenos Aires hat heute eine riesige Gay Parade stattgefunden. Heute morgen haben wir auf der Plaza de Mayo schon mal ein bisschen zugeguckt, wie die Wagen vorbereitet wurden. Und dann haben wir das Thema eigentlich vergessen…
Nachdem wir für Ana das Ticket nach Puerto Madryn gekauft haben, sitzen wir im Zug Richtung Suarez. In Villa Ballester sind wir aus- und in eine Remis umgestiegen – direkt vor die Tür von Ana und Ruben, zwei Flaschen Wein unterm Arm. Ana hatte zu hausgemachten Ravioli eingeladen. Ein Traum! Gefüllt mit Spinat und Käse, begleitet von einer würzigen Sauce und darin gegartem Fleisch. Es geht wirklich sehr, sehr familiär zu und ist urgemütlich. Das trifft sich vor allem deshalb gut, weil ich ein bisschen Heimweh habe. Das lachen, essen und trinken wir weg, reden über Gott, die Welt, die Politik in Argentinien und andere Katastrophen. Frische Erdbeeren als Dessert und ein Käffchen, dazu die große schwarze Hündin der beiden, die ganz und gar entzückend ist. Von den Katzen sieht man nicht viel, die treiben sich irgendwo rum. Gegen fünf kommt Fede noch rum, mehr Kaffee, mehr Schnack.
Fede nimmt uns später mit zum Bahnhof und wir trödeln mit Zug und U-Bahn Richtung Plaza de Mayo. Die sieht nach der Parade aus… Überall Schmutz und Papier und Flaschen und kaputte Möbel und mehr. Ein bisschen gespenstisch, aber irgendwie auch toll. Zu Fuß gehen wir in unser Viertel, trinken im La Poesia noch ein Bier und essen ein kleines Sandwich. Wir hören schon, dass auf der Straße viel los ist.
Womit wir allerdings nicht rechnen: Direkt bei uns vor der Tür spielen sie Karneval à la Rio. 15, 20 Mann starke Trommlertruppen begleiten tanzende Horden in Bikinis oder Fantasiekostümen. Als sie endlich weiterziehen, atmen wir auf. Zu früh, zu früh… Die nächste Truppe ist schon am Start und trommelt sich unter unserem Fenster warm. Wielange das dauern wird? Das Mädel an der Rezeption rechnet mit drei Uhr morgens. Bis dahin sind wir schon verrückt… Gerade wird es etwas ruhiger. Wir drücken uns die Daumen.