Bellingham ist ja mal ein putziges Städtchen am Pazifik: Von der Bevölkerung und der lokalen Presse wird die Stadt City of Subdued Excitement („Stadt der gedämpften Begeisterung“) genannt. Damit muss man auch erst einmal leben können…
Bevor wir ins Coachmen Inn eingefallen sind (klar, mein Hindi reicht mal wieder nicht), haben wir den Tag in einer riesigen Outlet Mall vertrödelt. Seattle Premium Outlet – 150 Boutiquen mit allen möglichen Designern von Ralph Lauren über Donna Karan bis Armani (neben xchange auch der echte mit Jackets ab 3000 Dollar. Im Outlet!). Der Tag ist schön, also schlendern wir von Laden zu Laden, halten ab und zu mal die Nase in die Sonne und freuen uns des Lebens.
Der lustige Uradlige hat (auch wegen des Buchs, das er gerade liest) sein Herz für Brooks Brothers entdeckt, die amerikanische Antwort auf Ladage & Oelke. Die klassischen Plünn‘ sind wie für ihn gemacht! Ich hab es ja mehr mit Ralph Lauren 🙂 Da gibt es Berührungspunkte: Ralph Lauren hat mal in den frühen 60er Jahren bei Brooks Brothers als Verkäufer gearbeitet. 1896 wurde dort unter der Marke Polo ein Buttondown-Hemd verkauft. Diese Marke kaufte Ralph Lauren von Brooks Brothers – Ralph Lauren Polo ist inzwischen (Mode-)Geschichte.
Da treffen wir Samir, der überhaupt nicht mehr aufhört, uns zuzuquatschen. Er stammt aus Dubai, sein Bruder fliegt heute mit der Familie nach München, fährt dann mit dem Zug via Strassbourg direkt ins Disney Land Paris. Schön? Jahaa… Samir kennt den Bodensee und Frankfurt und ist höchst begeistert von Deutschland. Do you know Bratkartoffel? Sure..
Er warnt uns, auf dem Highway nach Vancouver zu schnell zu fahren – alle drei Meilen ein Cop – und gibt uns einen tollen Tipp: Bei Ralph Lauren ist man ab 50 Senior. Das mag hässlich klingen und gruselig alt machen, bringt aber 15 Prozent. Die streichen wir für ein paar Sneakers und ein Hemd ein 🙂
Das versuche ich auf doof auch bei Coach, wo mich ein Täschchen reizt. Nein, keine 15 Prozent für Olle. Aber 20. Bitte? Ja, einfach so… Täschchen meins. Nun reicht es aber auch.
Obwohl… Bei Filson werden wir fast noch einmal schwach. Ein bisschen Barbour, eine Spur Burberry – und brandteuer. Man muss sich auch mal zusammenreissen können 🙂
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Outlet Mall gibt es einen Outfitter, bei dem es alles gibt, was man in der Wildnis so brauchen könnte. Ein vergleichbares Etablissement haben wir in Las Vegas besucht. Natürlich gibt es auch alles Kriegswichtige. Der Meine greift zu einer Knarre, um sich schon mal auf den 18.8. vorzubereiten. Ich habe zwar nur an ein kleines Fest mit Kartoffelsalat und Würstchen gedacht, aber Coco ist kiebig geworden. Darauf bereitet sich der Hase schon mal vor. Dösige Dinger, die zwei, ain’t they crazy????? 😂😂😂
Die I-5 nach Norden ist voll, aber ok. Tatsächlich sehen wir alle paar Meilen einen Trooper. Aber wir sind ja sehr zivilisiert unterwegs. Nach Süden stockt der Verkehr fürchterlich, bei uns rollt er. Dass die Amis zu blöd zum Autofahren sind, habe ich, glaube ich, schon mal erwähnt. Ihr Hauptproblem, vermuten wir mal, ist der Umgang mit der cruise control. Wenn plötzlich das Füsschen was tun soll, sind sie überfordert. Am schlimmsten beim Überholen. Haben sie sich mal entschlossen, geben sie völlig willenlos Gas, um kurz vor der Stossstange des Überholten wieder einzuscheren. Vor lauter Angst vor der eigenen Courage wird dann erst einmal gebremst. Jesses!
Eine Stunde nach der Mall laufen wir in Bellingham ein, finden dank Uschi auf der Stelle unser Motel – alles prima. Kostet die Hälfte des Vorgängers, ist aber durchaus sehr angenehm. Der gut erzogene Inder an der Rezeption empfiehlt ein Restaurant in der historischen Altstadt – wir folgen. Wie so oft in den USA sind sie bemüht, aber kochen können sie wirklich nicht. Wir haben zwar schon wesentlich schlechter als im Shark’s Inn gegessen, aber hier tun sie, als hätten sie Ahnung. Rührend!
Wir schenken uns das Dessert und cruisen noch ein bisschen Richtung Ozean. Schöne Häuschen, gepflegte Gärten, amerikanische Langeweile mit exquisitem Blick auf den Sound.
Keine Ausschweifungen, sondern zurück ins Hotel. Schuhe aus, Füsse hoch – wunderbar. Morgen werden wir uns möglicherweise keinen Meter vom Pool weg bewegen. Auch ein Plan.
Der Gesichtsausdruck von Juan mit Gewehr spricht ja auch wieder mal Bände. 🙂
Que haces con esa arma en la mano? Mira que después pasa algo y van a decir “ Yo lo ví! él tenía un arma en la mano! Jajajaja! Eso pasa acá en la Argentina!