Heute morgen las ich in BILD (das macht wach), das Belgien und die Belgier die unbeliebtesten Nachbarn der Deutschen sind. Möglich, dass wir deshalb so wenige deutsche Kennzeichen sehen. Aber mal im Ernst: Warum sollten es ausgerechnet die Belgier sein?
Wie auch immer: Wir haben nichts zu meckern. Dass es hier fast so teuer ist wie in Norwegen, wussten wir schon früher. Dass die touristische Infrastruktur verdammt viel Luft nach oben lässt – geschenkt.
Wir trödeln von Ostende nach Gent, immer via Landstraße und keineswegs berauschend schön. Da verhält es sich mit Gent schon anders. Belgiens zweitgrößte Stadt nach Antwerpen. ist ein Schmuckstück verschiedener Epochen und architektonischer Stile. Ein Kalifornier, mit dem ich ins Klönen komme (Where are you from? Hampshire?) kommt aus dem Schwärmen nicht heraus und bedauert, sofort weiterfahren zu müssen. Zu einer Hochzeit in Esslingen (army, you know).
Wir laufen von Ecken zu Gewölben, können außer den Kirchen nichts besichtigen – Montag. Nach ein paar Stunden sind wir schon unterwegs nach Antwerpen.
Konferenz mit Christine: Wieso sind wir eigentlich nie im niedlichen Gent gewesen. Ist doch so sehenswert! Das ist auch unser Hotel in Antwerpen, das versucht, uns mit kreischenden Gelb- und Lilatönen aus der Reserve zu locken. So doch nicht!
Es ist mit 27, 28 Grad richtig warm in Belgien – das ist es bei diesen Temperaturen zeitgleich auch in Hamburg. Schlagartig zum meteorologischen Herbstanfang ist der Sommer wieder da.
Mit gebührender Bewunderung (obwohl wir schon ziemlich oft hier waren) ziehen wir in der Altstadt über De Grote Plaats, besuchen hier und da mal eine Kirche, halten mitten in der Stadt inne bei einem Apéro, bevor das Drama beginnt.
Dass die Museen und viele Galerien am Montag auch in Antwerpen geschlossen haben, konnten wir ahnen. Aber als wir gegen Abend ein Restaurant suchen, wird es sehr, sehr anstrengend. Heute haben wir fast einen Halbmarathon hinter uns, als wir uns fix und fertig gegen halb neun auf einen Terrassenstuhl des Fogos fallenlassen.
Die Kellnerin erklärt den Laden: Rodizio, also Fleisch bis zum Abwinken in sieben verschiedenen Variationen und Gängen – und natürlich all you can eat. Oh, nee! Nicht der Preis von 37,50 pro Person schreckt uns ab, aber der Gedanke an die Maßlosigkeit. Andererseits: Wir müssen auch was essen. Die rettende Idee kommt von der Restaurantfachkraft: Kinderteller! Nur vier verschiedene Fleischsorten, kein Nachschlag, aber Salatbuffet. Perfekt für 20 Euro, genau richtig. Nach dem Essen nur noch 500 Meter bis zum Hotel. Geht doch.