Auf Touri-Tour

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Für die große da Vinci-Ausstellung im Louvre kann man sich online registrieren. Nächste Möglichkeit für den Besuch des Museums, Stand morgens früh: 6. Januar, 16:00 Uhr. Vorher ist restlos alles, nachher nahezu alles ausgebucht. Also haben wir den Tag zur freien Verfügung.

Nach einem gemütlichen Frühstück zuhause und einem Kessel Buntem ein Blick aus dem Fenster: Sonne und Wolken wechseln sich ab, also gehen wir auf die Straße.

Weil eine Beschreibung des Treppenhauses gefordert wurde: Man kommt nur mit einem Code durch die schmale Haustür ins Innere – und da trifft einen dann erstmal der Schlag. Briefkästen mit aufgebrochenen Türen, steile Treppe mit sich zu allen Seiten aufrollendem Linoleumbelag, schmutzige Wände, die wohl seit dem Erstbezug vor mehr als 100 Jahren keine Farbe mehr gesehen haben, abgewetzte Stufen, lockere, tölpelhaft in die Wand geschlagene Leitungen, die auch der größte Depp sofort wiederfindet, weil nie etwas verputzt wurde… Der Hinweis der Bar im Erdgeschoss, man möge davon absehen, den Müll aus dem Fenster zu werfen, weil unten häufig Gäste sitzen, beherzigen wir… Aber wie berichtet: die Wohnung selbst ist ok.

 

Nun bin ich wieder abgeschweift. Mit der Metro 2 geht’s zur Station Anvers, von dort Richtung Sacre Cœur. Wollen wir uns wirklich wieder mal all die Treppen hochschleppen? Wir machen es einfach und verschnaufen stumm in der Kirche. Ein bisschen Montmartre-Luft und anschließend der Blick auf die olle Moulin Rouge am Boulevard de Clichy – das reicht dann auch in der Gegend, die ähnlich wie der Hamburger Kiez zwischen Puff und Penthouse schwankt.

 

Nächstes Ziel ist der Triumphbogen. Man muss wirklich sagen: die Champs Elysées sind immer noch ein ausgesprochen toller Boulevard. Zwar gibt es zwischen den großen Marken längst sämtliche Ketten wie Zara und H&M, aber das weltstädtische Flair ist erhalten geblieben. Ob McDonald’s oder das Café George V – für jeden gibt es das Entsprechende. Wir lustwandeln bis zum Rond Point und biegen in die sagenhafte Avenue Montaigne ab. Hier wohnt der Luxus. Ganz klar. Schickes Publikum am Hotel Plaza Athénée, noch extravaganter die, die im L‘Avénue lunchen. Da wird so manches Chanel-Täschchen rüde ans Fenster gedrückt, weil auf den winzigen Tischen gerade mal der Hummer und zwei Glas Champagner Platz haben. Schön zu sehen!

Wir laufen an Harry Winston, Chanel und wie sie alle heißen runter an die Seine bis in Sichtweite des Eiffelturms. Was wollen wir hier bloß?

Erst einmal essen wir teuer und schlecht in der Brasserie Tour Eiffel, dann gucken wir uns das Champ de Mars mitsamt dem berühmten Bauwerk doch noch aus der Nähe an. Unter gar keinen Umständen wollen wir hinauf! Also biegen wir ab, weil die neue russisch-orthodoxe Kirche auf dem Grundstück der russischen Botschaft lockt. Wider Erwarten dürfen wir sogar hinein und die Ikonen bewundern. Die gefallen uns auch besser als eine Kunstausstellung auf dem Gelände, die wir aber auch noch mitnehmen.

 

Und dann der Fehler: Genau zur rush hour wollen wir nach Hause. Die Metro ist voll wie in Shanghai oder Tokio – man kriegt kaum Luft. Vor uns liegen sechzehn (!) Stationen bis Nation – nicht einfach. Als wir endlich da sind, beschließen wir, nicht noch umzusteigen, sondern den Rest zu Fuß zu gehen. Dann können wir auf dem Weg auch noch mal eben bei unserem neuen Lieblingsdealer Franprix für Wein und ein Gemüsesüppchen sorgen. Keine zehn Pferde bringen uns heute noch aus dem Haus.

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