Es liegt Schnee in der Luft, als wir morgens gegen zehn Richtung Prag aufbrechen. Uschi hält sich an die Vorgabe, Autobahnen zu meiden. Unser Ziel in der Hauptstadt ist klar: Hotel Axa, Na Porici 40, Praha 01. Wir schlängeln uns an der Elbe entlang, durchqueren mehr oder minder trostlose Städtchen wie Dobkovice, Steti und Melnik. Das Wetter ist lausig, deshalb ist die Kulisse auch nicht so schön, wie sie wohl sein könnte. Klar erkennbar ist, dass es besonders in den Dörfern noch viel, viel kapitalistischen Nachholbedarf gibt. Es wirkt alles ein bisschen zeitversetzt in die 50er Jahre.
Das ändert sich in Prag schlagartig. Kurz vor eins haben wir schon unser Zimmer im Axa in Beschlag genommen, das 85 Euro inkl. Frühstück für zwei Nächte (!) kostet, haben uns ein wenig über den hohen Preis fürs Parkhaus (24 Euro pro Tag) gewundert, aber schon gleich ein bisschen amüsiert: Unser Zimmer ist überwiegend rot, aber freundlich trotz des Kitsches. Und natürlich zu dieser Zeit – absolute Nebensaison – unschlagbar preiswert. Ab Ostern kostet die Hütte das Dreifache.
Prag meint es von der ersten Sekunde an gut mit uns: Die Sonne zeigt sich, und trotz klirrender Kälte ist es wunderschön, was wir sehen. Auf der Stelle verlieben wir uns in die Stadt an der Moldau. Ach, die Karlsbrücke! Mitten auf der Brücke spielen zwei junge Musiker Tango… Wir waren schon einmal hier, aber im Regen und bei Dunkelheit. jetzt ist es sonnig und hell – wunderschön. Der Blick auf den Hradschin – grossartig. Dazu gibt es zwar natürlich auch zu dieser Zeit Touristen (viele, viele Chinesen), aber es ist keineswegs überfüllt. Wir schlendern durch die Strassen und Gassen, haben schon fast Genickstarre, weil es alle so schön ist und die Giebel golden in der Sonne leuchten. Pfiffig, wie wir sind, kaufen wir bei C& A lange Unterhosen, Thermosocken bei Lidl und ein weiteres Paar Handschuhe irgendwo. Mit unseren Einkäufen lassen wir uns im Restaurant La Republika nieder – auch Liebe auf den ersten Blick. Hier gibt es das erste richtig, echte, unvergleichliche Pilsner Urquell, natürlich wieder irgendwas Gulaschiges und gefüllte Kartoffelpfannkuchen. Grandios! Das Restaurant liegt fast neben unserem Hotel – perfekt. Weil’s so schön war, landen wir Abend nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt nochmals hier. Juan isst eine enorme Schweinshaxe, ich eine halbe Ente. Dazu Urquell. Der Absacker im Artdéco-Hotel gegenüber kostet noch einmal die Hälfte dessen, was das gesamte Essen gekostet hat. aber es ist alles viel zu schön, um darüber nachzudenken!