So leicht ist es wirklich nicht, sich bei gefühlten 38 Grad zu einem Tagesplan durchzuringen. Entsprechend schwer haben wir uns damit getan, Richtung Fluss aufzubrechen. Das Metro- und Skytrainsystem in Bangkok ist im Prinzip auf die großen Shopping Zonen ausgerichtet. Will man mehr, muss das Taxi her. Oder der Turnschuh, wie heute mal wieder ganz massiv.
Die paar hundert Meter zur U-Bahn waren nur für die ersten Schweißausbrüche 1A. Juan ist auch noch nicht wieder ok, deshalb wird die Sache umso anstrengender. Los zum Hauptbahnhof, dann weiter zu Fuß Richtung Fluss. Wir haben zwar zunächst noch keine Märkte, dafür tolle Werkstätten, kleine Läden, wuseliges Fußvolk. Am Fluss überraschen uns Fische von einer Größe von 50, 60 Zentimeter, die direkt an der Pier ihre Bahnen ziehen. Die waren uns bis dahin nie aufgefallen. Hat wahrscheinlich was mit Evolution zu tun, denn an kleine Fische erinnern wir uns durchaus…
Direkt am Wasser wird uns auch klar, wie viele Touristen in der Stadt sind. Denn Fähren, Reisbarken, Speedboats – alles macht hier fest und entlässt Hunderte in Richtung Chinatown. Wir gehen in die entgegengesetzte Richtung, nämlich zu den Indern. Tatsächlich verhält es sich mit ihnen ähnlich wie mit den Italienern in New York: sie werden langsam, aber sicher von den Chinesen verdrängt. Trotzdem ist es natürlich spannend, um die Ecken zu gucken, die bildschönen Staus an der Memorial Bridge und dann in Chinatown zu beobachten. Da fällt uns auch zum ersten Mal auf, dass Bangkok in einen Farbrausch gerät. Gelb ist die angesagte Farbe. An den Straßenrändern, dann in den großartigen Basaren von Chinatown: Gelb. Tshirts, Hemden, Poloshirts. Für Frauen, Männer, Kinder. Der Hintergrund offenbart sich bald: Der König feiert am 5. Dezember Geburtstag und alle Thais gewanden sich ihm zu Ehren in das königliche Gelb. God Save the King steht auf den Hemden, Long live the King. Manchmal nur das königliche Wappen oder die thailändische Flagge. Wieder einmal wird die Verehrung offenbar, die dieses Volk seinem König entgegenbringt. Majestätsbeleidigung ist in Thailand ein schweres Verbrechen, aber es gibt kaum Klagen. Auf ihren Bhumipol lassen die Thai nichts kommen.
Mehrere Stunden schwirren wir durch die Altstadt, mischen uns gut sichtbar unter die Einheimischen, schwitzen wie verrückt. Die große Runde endet wieder am Hauptbahnhof. Token kaufen, ein paar Minuten warten – und ab in Richtung Sukhumvit. Im Terminal 21 gönnen wir uns einen späten kleinen Lunch, weil uns vor Hunger schon der Kopf schmerzt. Im Hotel gibt es gleich noch einen auf den Kopf: das Apartment ist nicht fertig, weil wir zu blöde waren, das do not disturb Schild umzudrehen. Aua! Also aufs Dach zum Pool. Kaum dort hochgekraxelt, fängt es an zu regnen… Na, super!
Dafür sollte jetzt klar sein, dass wir morgen früh kurz nach sieben ein Taxi zum Flughafen brauchen.
Zwischendurch schicke ich noch eine kleine Mail an Mike Jud, der im UKE liegt. Herz und Lunge. Richtig, richtig mistig… Habe ich mich gerade übers Wetter aufgeregt? Oder über sonstwas? Shame on me…